Kosovo und die sture Insel im Mittelmeer

Der EU gelingt es nicht, eine gemeinsame Haltung zum Kosovo-Problem zu finden. Amerikaner und Russen sind hier viel weiter.

Man schreibt das Jahr 2015 n. Chr. Ganz Europa hat letztendlich akzeptiert, dass der Kosovo ein eigener Staat ist – auch Russland und Serbien, wenn auch mit großem Bauchweh. Ganz Europa? Nein, eine kleine unbeugsame Insel im Mittelmeer weigert sich weiterhin, einen unabhängigen Kosovo anzuerkennen. Ein absurd klingendes, aber nicht irreales Szenario – zumindest wenn man für bare Münze nimmt, was die politischen Spitzen Zyperns von sich geben. Man werde die Eigenstaatlichkeit des Kosovo niemals akzeptieren, selbst wenn Belgrad dies täte, tönt es aus Nikosia. Und als Grund dafür nennt man die Angst, die Unabhängigkeit der Albaner-Provinz könnte Zyperns türkischem Nordteil als „schlechtes Vorbild“ dienen.

Auch wenn die zypriotischen Politiker in ihren Aussagen wohl nur sehr dick auftragen: Das Ganze ist symptomatisch für die Probleme der Europäer, trotz der viel beschworenen gemeinsamen Außenpolitik eine einheitliche Linie zu Kosovo zu finden. Während Länder wie Großbritannien für die Unabhängigkeit eintreten, sind andere wie Spanien und Zypern skeptisch bis strikt dagegen.

Die einzigen klaren Ansagen kommen bisher aus Washington und Moskau – und das zu einem Konflikt, der vor allem die Europäer betrifft. Es geht weniger darum, ob eine gemeinsame Linie der EU nun Unabhängigkeit für Kosovo heißt, oder ein anderer kreativer Kompromissvorschlag auf den Tisch gelegt wird. Wichtig ist, eine gemeinsame Linie zu haben. (Berichte: S. 1, 2)


wieland.schneider@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2007)

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