Das Problem ist der Islam

Wo die Trennung zwischen Religion und Politik nicht existiert, bildet sich eine voraufklärerische Gesellschaft.

Nach den jüngsten Festnahmen im Umfeld des islamistischen Terrors haben jetzt wieder die halblinksgrünen Jihadistenversteher Hochkonjunktur. Die Debatte verläuft also, wie sie in diesem Land bisher immer verlaufen ist, wenn irgendwo in der Welt fundamentalistischer Terror gerade verhindert wurde oder stattgefunden hat: Intellektuelle, Politiker und Künstler, die Religion, solange es sich um die ehemals eigene, nämlich das Christentum römisch-katholischer Prägung handelt, für eines der gesellschaftlichen Hauptübel unserer Tage halten, fordern Ehrenerklärungen für den Islam als Friedensreligion ein.

Wenn gesteuerte Claqueure in islamischen Staaten dänische Fahnen verbrennen oder Steine werfen, äußern diese Herrschaften nicht etwa Besorgnis über diese Ausschreitungen, sondern sie verlangen vom Papst, dem amerikanischen Präsidenten und der Europäischen Union, öffentlich dem christlichen Imperialismus abzuschwören und die Kreuzzugspläne, die sich ja ganz offensichtlich hinter den Bemühungen zur Eindämmung des Islamistenterrors verbergen, wieder aufzugeben.

Ob sich dahinter schiere Dummheit oder glatter Zynismus verbirgt, ist schwer zu sagen, sicher ist nur: Absurder lässt sich eine Debatte kaum führen als jene über Ursachen und Wirkungen des islamistischen Terrors. Diese Leute, die herzhaft über die Darstellung von Jesus Christus als drogensüchtiger Hippie lachen und jeden Katholiken, den ein solches Bild verletzt, als potenziellen Klerikofaschisten denunzieren, fordern schon mal erhöhten Respekt für den Propheten Mohammed und seine Lehre ein. Denn mit dem Islam, sagen diese Leute, die einen gläubigen Landwirt jederzeit taxfrei für einen katholischen Nazi halten (die Stichworte Loden und Kirche reichen da meistens schon), habe der Terror ja nichts zu tun. Es sei doch eine rechte Sauerei, sagen Intellektuelle, denen die Unterscheidung zwischen Pfarrern und Kinderschändern nicht wirklich relevant erscheint, die armen Muslime, die doch mit alledem nichts zu tun hätten, „ins Terroreck zu stellen“.

Hinweise darauf, dass vielleicht doch die im heutigen Islam – und zwar nicht nur in seiner faschistoiden Terror-Variante, sondern in seiner Grundstruktur – de facto nicht existierende Trennung zwischen Religion und Politik ein Problem darstellt, werden von unseren halblinksgrünen Geistesgrößen gern mit Hinweisen auf die österreichische Zwischenkriegszeit quittiert: Man möge gefälligst den Mund halten, so lang sei das auch wieder nicht her. Wer schüchtern dagegen hält, dass das zwar tatsächlich nicht lange, aber eben doch vorbei sei und dabei einen kleinen Hinweis auf die Behandlung der Frauen im Islam macht, wird mit einem Kurzvortrag über die Hexenverbrennung endgültig zum Verstummen gebracht.

Darum vielleicht doch noch einmal in aller Deutlichkeit: Ja, das Problem ist der Islam. Nicht weil er Terroristen produziert, das tun andere Ideologien mit einem anderen oder gar keinem religiösen Unterfutter auch. Aber wo die Trennung zwischen Religion und Politik nicht stattfindet, bildet sich eine voraufklärerische Gesellschaft, in der Kritik und Selbstkritik einfach nicht stattfinden. Und wo eine Religion die Politik beherrscht, deren grundlegendes Buch noch nie mit den Mitteln der historisch-kritischen Methode bearbeitet worden ist, da leben – egal ob in Teheran oder in Ottakring – Menschen, die einfach nicht in der Lage sind, auf Distanz zu Terroristen zu gehen, die dieses Buch für ihre Zwecke missbrauchen.

Gewiss, Herr Missethon beweist jeden Tag, dass man auch außerhalb des Einflussbereichs des politisierten Islam intellektuelle Defizite in religiös-kulturellen Fragen erwerben kann. Aber er hatte immerhin eine echte Chance. Auch Herr Strache erweckt durchaus den Eindruck, als könne er das Buch, an das er glaubt, gar nicht lesen. Das sind aber nur zwei besonders schwere Fälle von professioneller Deformation. Politiker wie Alexander Van der Bellen verschleiern gerne durch Hinweise auf Straches und Missethöne ihre vollkommene Ignoranz gegenüber dem Problem des Islam als Religion, die nicht durch das Feuer der Aufklärung gegangen ist. Sie sind damit genau so fahrlässig wie alle Wohlmeinenden, die davon schwätzen, dass man den Kampf der Kulturen verhindern müsse. Der findet nämlich längst statt, weltweit, zwischen Gesellschaften, die Religion und Politik trennen, und solchen, die das nicht tun. Wer das nicht sieht, hat schon verloren.

Terrorgefahr in Österreich Seiten 1 bis 5


michael.fleischhacker@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2007)

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