Pflege: Staatsanwalt ermittelt im Behindertenheim

Essensentzug, Einsperren, Misshandlungen: Vorwürfe gegen eine Außenstelle der Lebenshilfe in Admont.

ADMONT (hoe/red). „Ich hoffe, dass die Verantwortlichen die Sache so rasch wie möglich wieder in den Griff bekommen“, wünscht sich Admonts Bürgermeister Günther Posch. „Die Sache“ liegt mittlerweile beim Staatsanwalt: Schwere Vorwürfe gegen die lokale Außenstelle Admont der Lebenshilfe. Der Grund: Angeblicher Essensentzug, Einsperren und Misshandlungen von Klienten in einem Wohnheim der Behinderteneinrichtung.

27 Punkte umfasst die Liste an Vorwürfen, in vier Fällen sollen strafrechtlich relevante Tatbestände vorliegen. Die Anschuldigungen reichen bis in das Jahr 2005 zurück.

„Manchmal notwendig“

„Bei Fremd- und Selbstgefährdung ist es notwendig, jemanden auch einmal festzuhalten“, verteidigt der Geschäftsführer der obersteirischen Lebenshilfe, Gerhard Heinz, die kritisierte Vorgangsweise. Sowohl Lebenshilfe als auch die Leiterin der für die Kontrollen der Behindertenheime zuständigen Landesabteilung, Barbara Pitner, drängen jetzt aber auf rasche Aufklärung.

„Kontrolliert das Land immer erst, wenn es kracht“, fragt sich indes die Klubobfrau der steirischen Grünen, Ingrid Lechner-Sonnek. Das Land habe dafür zu sorgen, dass die Qualitätskriterien auch eingehalten werden. Der zuständige Landesrat ist gegen schärfere Kontrollen, plädiert aber dafür, dass etwaige Missstände sofort gemeldet werden.

Mund mit Pflaster verklebt

Ins Rollen gebracht wurde die Causa, nachdem ehemalige Mitarbeiter der Lebenshilfe dem Behindertenanwalt des Landes von einem Vorfall berichteten, wonach einer Klientin im Oktober des Vorjahres der Mund mit einem Pflaster verklebt wurde („Die Presse“ berichtete). „Dieser Fall hat sich mittlerweile aufgeklärt“, sagt Flecker.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2007)

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