Alkohol: Rausch Resultat der Leistungsgesellschaft

Suchtexperte Musalek macht hohen Druck auf Jugendliche mitverantwortlich für Koma-Trinken.

Wien (red). Der hohe Druck der Leistungsgesellschaft, der auf Jugendlichen lastet, ist mitverantwortlich für übermäßigen Alkoholkonsum. Das sagt Michael Musalek, Leiter des Anton-Proksch-Instituts, am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. Leistung werde oft als einziger Wert anerkannt, allerdings könnten nur wenige diesen Anspruch erfüllen. Qualitäten wie Menschlichkeit, Gefühl oder Solidarität blieben dagegen auf der Strecke.

Zudem warnt Musalek, dass Koma-Trinken auch Langzeitfolgen nach sich ziehen könne. So komme es wegen Alkoholkonsums zu Gastritis-Erkrankungen, Magen-Darm-Problemen, Konzentrationsschwächen und Lernstörungen. Außerdem führen promillehaltige Getränke zu Depressionen und Schwierigkeiten im Umgang mit Mitmenschen. Aber auch Sinneswahrnehmungen wie Schmecken, Riechen, Sehen oder Tasten würden schlechter: „Es kommt zu Abstumpfungen. Man erlebt einfach nicht mehr so intensiv“, so der Suchtexperte.

Gegen Alkohol-Verbote

Dennoch spricht sich Musalek gegen Verbote als Allheilmittel aus, denn Alkohol sei ein fester Kultur-Bestandteil und nicht einfach so wegzudenken. Wichtig sei vielmehr ein kompetenter Umgang damit. Jugendliche und auch Erwachsene müssten hier ein Problem- und Risikobewusstsein entwickeln. Dazu müsste das Image verändert werden, dass Alkohol „in“ ist. Allerdings sei klar, dass Jugendliche seit jeher Grenzen überschreiten, um diese kennen zu lernen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2007)

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