Alkohol-Verbotszonen – aber nicht in Wien

(c) APA (Helmut Fohringer)
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Österreichweit setzen immer mehr Gemeinden auf alkoholfreie Zonen – einzig in Wien sind diese nicht geplant. Am Salzburger Rudolfskai sind Raufereien und exzessives Trinken deutlich zurückgegangen.

Wien/Salzburg. Immer mehr Städte und Gemeinden in Österreich wollen Alkoholexzesse im öffentlichen Raum durch Verbotszonen eindämmen. Besonders oft gibt es derartige Verordnungen in Touristenorten. Am häufigsten gelten sie im Zentrum, rund um Spielplätze, Schulen, Kindergärten, Parks und Ruhezonen.

Nicht so in Wien. „Wir agieren ungern mit Verboten. Wir setzen auf den Dialog, wenn notwendig auf Druck“, heißt es aus dem Büro von SP-Bürgermeister Michael Häupl. Und: In Wien habe man die Lage auch ohne Verbotszone verbessern können. „Die Tankstelle am Schwedenplatz verkauft keinen harten Alkohol mehr, seitdem ist die Szene (im Ausgeh-Viertel Bermudadreieck, Anm.) besser geworden.“

Ausschließen will man ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum dennoch nicht. Sollte es „gehäuft zu massiven Problemen“ kommen, werde man darüber nachdenken. „Der Bürgermeister hält sich das in Petto.“

In der Stadt Salzburg scheint das Verbot zu wirken. „Die Gewalttäter und die Privatparties vor der Haustür sind weg, die Situation am Rudolfskai hat sich beruhigt.“ Für Gerd Sendlhofer, den Sprecher der Wirte an der Salzburger Innenstadt-Partymeile, wirkt das Maßnahmenpaket von Stadt, Polizei und Lokalbetreibern.

Monatelang war der Rudolfskai durch Schlägereien, Messerstechereien und Alkoholexzesse in den Schlagzeilen. Seit Mitte April gilt dort außerhalb der Lokale ein Alkoholverbot, das regelmäßig kontrolliert wird. Türsteher und Personal achten streng auf die Einhaltung des Jugendschutzes. Die Straftaten sind daraufhin zurückgegangen, die Umsätze der Lokale ebenso. Es gebe Einbußen von bis zu 50 Prozent, so Sendlhofer.

Auch wenn es deutlich ruhiger geworden ist, will Stadtpolizeikommandant Manfred Lindenthaler das Alkohol-Verbot während des Sommers in Kraft belassen. Gleichzeitig wird auch in anderen Stadtteilen verstärkt kontrolliert: „Wir beobachten das sehr genau, können aber derzeit keine Verlagerung feststellen.“

Alkoholverbot auf Vormarsch

Die Stadt Salzburg ist mit der Alkoholverbotszone nicht alleine. Immer mehr Gemeinden wollen dadurch Sich-Betrinken im öffentlichen Raum eindämmen. Besonders oft gibt es derartige Verordnungen in Touristenorten. Am häufigsten gelten sie im Zentrum, rund um Spielplätze, Schulen, Kindergärten, Parks und Ruhezonen.

Die meisten Orte mit Alkoholverbot gibt es in Oberösterreich und Salzburg (17 bzw. 16), darunter neben kleinen Ortschaften auch Bezirkshauptstädte. In der Steiermark gibt es sechs Alkoholverbotszonen, in Tirol sind es vier, in Niederösterreich drei, in Kärnten zwei. In Vorarlberg ist das Trinken an bestimmten öffentlichen Plätzen in fünf großen Städten bereits seit Jahren untersagt.

Im Burgenland will Oberpullendorf im gesamten öffentlichen Raum Alkohol verbieten. Zur Umsetzung fehlt noch eine Änderung des Landes-Polizeistrafgesetzes.

[Montage: „Die Presse“, AP]

LEXIKON

Das Alkoholverbot am Salzburger Rudolfskai gilt freitags und samstags von 22 bis 6 Uhr auf Gehsteigen, Straßen und Radwegen. Wer dagegen verstößt, zahlt 80 Euro Strafe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2007)

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