Klimtvilla-Abriss: Denkmalamt bremst

Idyllisch - aber wie lange noch? Das Belvedere, der neue Mieter, überlegt einen Teilabriss der Klimtvilla, um das ursprüngliche Atelier wiederherzustellen. Es wurde an 1923 überbaut.
Idyllisch - aber wie lange noch? Das Belvedere, der neue Mieter, überlegt einen Teilabriss der Klimtvilla, um das ursprüngliche Atelier wiederherzustellen. Es wurde an 1923 überbaut.(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Mit Juli übernimmt das Belvedere das Gebäude. Es wird überlegt, einen Teil der Villa zu beseitigen.

WIEN. Üppige Freitreppen in Mitten alter Bäume: Die Klimtvilla in Hietzing ist zweifellos ein idyllischer Anblick. Ob auch ein schützenswerter, wird sich erst zeigen. Denn das Gebäude, das ab Juli vom Belvedere genutzt wird, könnte abgerissen werden. Oder wie es auf der Belvedere-Homepage eleganter heißt: „Ziel . . ist es, das Haus und den umliegenden Garten in ihren historischen Zustand zurückzuversetzen.“

Sprich: Das Klimt-Atelier, das dem Künstler von 1911 bis 1918 als Arbeitsstätte diente, soll aus der neobarocken Villa, die ab 1923 über das Atelier gebaut wurde, herausgeschält und wiederhergestellt werden. In einem Gespräch mit Vertretern des Vereins „Gedenkstätte Gustav Klimt“ soll Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco angekündigt haben, dass der Abriss noch im Juli vorzunehmen sei. Was man so nie gesagt haben will: „Juli stimmt auf keinen Fall“, so Belvedere-Vizedirektor Alfred Weidinger. Für eine Rückführung spreche zwar, dass eine Sanierung der gesamten Villa „sehr,sehr teuer“ sei. Aber trotzdem sei dies nur eine von fünf Optionen.

Protest, neue Erkenntnisse

Tatsächlich aber könnte man den Protest gegen den Abriss unterschätzt haben. Denn das Bundesdenkmalamt hatte in der Vergangenheit kein allzu großes Interesse an der Villa gezeigt. Deren so genanntes Rosenkavalier-Barock, das in den 20er-Jahren die k.u.k.-Zeit verklärte, gilt als „Stil ohne Lobby“.

Ende vergangener Woche jedoch wurde das Denkmalamt aufgeschreckt: Man habe – übrigens genauso wie die MA 19, die Abteilung für Architektur und Stadtgestaltung, – von den Plänen nichts gewusst, sagt Landeskonservatorin Barbara Neubauer. Und: Es gebe wesentliche neue Erkenntnisse zur Villa und derzeit keine Veranlassung, sie aus dem Denkmalschutz zu entlassen (Die Villa steht als Bundesbesitz von Gesetzes wegen unter Schutz.). Ein konkreter, zu prüfender Antrag liegt freilich noch nicht vor. Den Erhalt der Villa fordern – schon länger – namhafte Experten: „Das war kein willkürlicher Umbau. Er passierte in dem Kunst-Milieu, aus dem auch Klimt stammte“, meint Mario Schwarz vom Institut für Kunstgeschichte der Uni Wien. Gar als „Barbarenakt“ bezeichnet Kulturpublizist und Sozialwissenschaftler Robert Schediwy einen Abriss – „gerade in Zeiten der Restitution“: Die Villa Klein (damalige Besitzer) stehe nämlich für das 1938 vertriebene jüdische Großbürgertum – Klimts Kunden. Kritik auch an der Rekonstruktion des Ateliers: „Bis auf ein schlechtes Foto gibt‘s keine Bilder“, so Neubauer. Leiser Protest kommt auch vom Verein, der die Villa bis Ende Juni nützt und jahrelang gegen den Verkauf bzw. um den Erhalt des Ateliers gekämpft hatte: Man begrüße die Übernahme durchs Belvedere, aber: „So haben wir uns das nicht vorgestellt“, sagt Vize-Präsident Markus Landerer.

Inzwischen laufen Vorbereitungen für die Umgestaltung, erste Ergebnisse soll es im Juli 2008 geben. Relativ fix ist, dass das Klimt-Archiv mit Café kommt. Ideen soll ein Architekten-Wettbewerb bringen. Neben der Villa stehen auf dem 5500m2-Areal drei weitere Bauten: ein Schuppen, eine alte Schule, ein Schulwarthäuschen.

DAS ABSCHIEDSFEST

Anlässlich der Übergabe der Villa lädt der Klimt-Verein morgen, Donnerstag, zum „Fest für für Zukunft der Klimt-Villa“. Beginn: 16 Uhr; Adr.: 13, Feldmühlgasse 15 a; bei jedem Wetter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2007)

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