Hilfe verweigert? Schwangere Asylantin gestorben

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Einer hochschwangeren Frau aus Inguschetien wurde in einem Flüchtlingslager in OÖ angeblich die ärztliche Versorgung verweigert. Sie und ihr Baby starben noch im Rettungswagen.

Wie erst heute bekannt wurde, hat sich im Flüchtlingslager Bad Kreuzen in der Nacht von Sonntag auf Montag eine Tragödie ereignet. Eine im 9. Monat schwangere Frau aus Inguschetien klagte über Schmerzen. Ihre Töchter alarmierten die Aufsicht im Lager. Daraufhin wurde eine Rettung angefordert. Bis hierher stimmen die Aussagen von Lagerleitung und Flüchtlingen überein.

Was dann passierte, ist nicht eindeutig geklärt. Die "europäisch-tschetschenische Gesellschaft" warf dem im Flüchtlingsquartier diensthabenden Arzt vor, er habe sich eine Stunde lang geweigert, die Frau mit dem Rettungswagen mitzunehmen, weil sie nur simuliere, um nicht abgeschoben zu werden. Im Rettungswagen kam dann jede Hilfe für die Frau zu spät. Sie und ihr Baby starben noch auf dem Weg ins Krankenhaus.

Sofort mit der Versorgung begonnen

Dem widersprach der oberösterreichische Sicherheitsdirektor Alois Lißl am Dienstag: Die Rettungkette sei geschlossen gewesen.

Laut Lagerleitung hätten Hausarzt und Notarzt sofort mit der Reanimation begonnen. Sie brachten die Frau ohne Puls ins Krankenhaus Amstetten. Dort wurde mittels Obduktion festgestellt, dass ein Blutgefäß geplatzt ist. Das wäre selbst dann lebensgefährlich gewesen, wenn die Frau bereits im Krankenhaus gewesen wäre.

Rotes Kreuz: Zeitlicher Ablauf korrekt 

Der Landesrettungskommandant vom Roten Kreuz Oberösterreich, Christoph Patzalt, versicherte, es sei das Bestmögliche getan worden. Er listete den Zeitablauf der Rettungsaktion auf: Demnach sei der erste Hilferuf beim Roten Kreuz um 20:47 Uhr eingegangen. Neun Minuten später sei der Rettungswagen bei der Patientin gewesen. Die Sanitäter hätten angesichts der Situation gleich einen Notarzt angefordert. Dieser sei entsprechend der Entfernung um 21:27 Uhr eingetroffen, um 21:33 Uhr sei die Frau in Begleitung des Notarztes auf dem Weg ins Krankenhaus gewesen, dabei habe bereits reanimiert werden müssen. "Auch mit einem Notarzthubschrauber wäre es nicht schneller gegangen", stellte Patzalt fest.

Primar Albert Reiter vom Krankenhaus Amstetten stellte im ORF-Radio Oberösterreich fest, die Obduktion habe einen Aortariss an einer angeborenen Schwachstelle eines großen Gefäßes ergeben, das den Darm versorgt. Mutter und Kind hätten sogar bei den Möglichkeiten eines Krankenhauses eine schlechte Prognose gehabt.

Staatsanwaltschaft wird prüfen

Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Linz, Rainer Schopper, erklärte, er erwarte einen Bericht der Polizei. Dieser werde geprüft werden, anschließend werde über das weitere Vorgehen entschieden.

Der Pressesprecher der für das betroffene Flüchtlingslager tätigen Betreuungsorganisation "European Homecare", Wilhelm Brunner, stellte fest, es sei nun Aufgabe der Behörden, zu klären, was passiert sei. Seine Organisation werde sie dabei zu 100 Prozent unterstützen.

Die bisher bekannten Umstände ließen jedoch keinen Zweifel daran aufkommen, dass an Ort und Stelle alles unternommen worden sei, um zu helfen. Er könne sich die Vorwürfe nur damit erklären, dass es verständliche Emotionen gebe, wenn eine hochschwangere Frau und ihr Baby plötzlich sterben. Seine Organisation denke nun an die betroffene Familie und die weiteren Angehörigen. Zu deren Betreuung sei auch ein Kriseninterventionsteam (KIT) vom Roten Kreuz eingesetzt. 

(Red.)

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