Wahre Brutalität: Graz gegen Kapfenberg

Professoren wehren sich gegen Übersiedlung von Studienlehrgängen von Graz nach Kapfenberg.

GRAZ. Das neue „Studien- und Standortkonzept“ der steirischen Fachhochschule Joanneum sorgt FH-intern für Unruhe. Vor allem der geplante örtliche Tausch von Studiengängen zwischen den FH-Standorten Graz und Kapfenberg stößt im Professoren-Kollegium auf zum Teil heftigen Widerstand.

Betroffen von der ab Sommer 2008 geplanten Übersiedlung sind die Studienrichtungen „Journalismus und Unternehmenskommunikation“, „Industrial Design“ sowie „Ausstellungs- und Museumsdesign“, die von Graz nach Kapfenberg wandern sollen. Umgekehrt wechseln „Infrastrukturwirtschaft“ und „Elektronik und Technologiemanagement“ aus der Obersteiermark in die Landeshauptstadt. Von den Rochaden betroffen sind 300 Studierende.

„Brauchen urbanes Umfeld“

„Wir brauchen das urbane Umfeld“, wehren sich Karl Stocker, Studiengangsleiter „Museumsdesign“ und Gerhard Heufler (Industrial Design) gegen die Absiedelung. Zudem bewerbe sich Graz gerade als Unesco-„City of Design“. „Und dann werden die artverwandten, sehr erfolgreichen und stark nachgefragten Studiengänge versetzt“, wundert sich Stocker. Heufler droht im Fall einer Verlegung sogar mit Kündigung. „Wir erwarten uns eine Dynamisierung des Standorts Kapfenberg“, rechtfertigt FH-Rektor Michael Klees das Reformkonzept.

„Kapfenberg ist nicht unmöglich“, tröstet Hubert Berger, Leiter des Studiengangs „Elektronik und Technologiemanagement“, seine Grazer Kollegen. Berger selbst geht den umgekehrten Weg. „In unserem Bereich konzentriert sich eben alles im Großraum Graz“, sagt er. Auch Stockers Vorwurf, man sei überfalls-artig von den Plänen informiert worden, teilt er nicht. Heute, Donnerstag, werden die 24 Studiengangsleiter ihre Vorgangsweise beraten. Eine Unterschriftenliste ist bereits im Umlauf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2007)

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