Apotheken: Digitale Fiebermesser ausverkauft

Die Presse (Michaela Bruckberger)
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In den Apotheken können um einen Euro Quecksilber-Thermometer gegen digitale umgetauscht werden. Doch die Aktion läuft zu erfolgreich. Jetzt braucht man dringend Nachschub.

Die österreichischen Apotheken stehen vor einem Thermometer-Problem: Noch bis zum 25. Oktober lädt die österreichische Apothekerkammer gemeinsam mit dem Umweltministerium dazu ein, alte Fieberthermometer um einen Euro gegen moderne digitale zu tauschen. Nun werden die Apotheken mit alten Quecksilber- Thermometern überschwemmt. Doch kaum eine hat noch digitale Fiebermesser im Regal. "Der Status ist: Wir sind ausverkauft. Wir haben mit 50.000 bis 80.000 Fieberthermometern gerechnet. Jetzt sind wir bei 500.000", bestätigte Jutta Pint, Pressesprecherin der Österreichischen Apothekerkammer.

Mangel an Apothekern

"Wir waren schon am ersten Tag ausverkauft", sagte ein Apotheker. "Wir haben Hunderte Gutscheine ausgegeben. Aber wir haben keine Ware. Unsere Kunden reagieren mit Unverständnis." Paul Hartmann Ges.m.b.H. ist mit der Lieferung der neuen Thermometer betraut. Zunächst habe das Unternehmen 100.000 neue Fieberthermometer ausgeliefert, 120.000 sollen folgen. "Bleibt noch immer ein Rest von rund 300.000 benötigten Fieberthermometern!", folgerte der Apotheker.

Lieferant Friedrich Thomasberger von Paul Hartmann Ges.m.b.H. versucht nun, aus ganz Europa Nachschub zu erhalten. Aus den Lagern des Konzerns in ganz Europa ziehe man derzeit Ware ab, um die Alpenrepublik zu versorgen, sagte er.

Wohin mit dem Quecksilber?

Doch der enorme Umfang der Aktion wird mittlerweile in den Apotheken selbst zum potenziellen Umweltproblem. Es fehlen nämlich offenbar auch die Behälter zur Aufbewahrung und zum Abtransport der Quecksilber-Fieberthermometer. "Wir haben eine einzige Kunststoffbox dafür bekommen. Da gehen gezählte 70 Thermometer hinein. Aber rund 500 haben wir schon", sagte ein Apotheker.

Die Entsorgung führt das Unternehmen "Saubermacher Dienstleistungs AG" mit Sitz in Graz durch. "In einem alten Fieberthermometer sind je nach Bauart 150 bis 500 Milligramm Quecksilber enthalten, also maximal ein halbes Gramm. Geplant ist eine Untertage-Deponierung in einem Salzstock 700 bis 800 Meter unter der Erdoberfläche", erklärte ein Manager von "Saubermacher". Derzeit mache es wirtschaftlich keinen Sinn, aus alten Fieberthermometern das Quecksilber rückzugewinnen.

"Fort Knox der Abfallwirtschaft"

Die Deponierung - so erklärte der Sprecher - werde in einem "Fort Knox der Abfallwirtschaft" im deutschen Bundesland Hessen 700 bis 800 Meter unter der Erde, völlig abgetrennt von der Biosphäre, stattfinden. Dort könne man in Zukunft einmal das Material für eine dann eventuell bereits wirtschaftlich sinnvolle Wiederverwertung aufbewahren.

"Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Das wird sich in Wohlwollen auflösen", sagte der Manager. Umweltprobleme in den Apotheken erwartet man baer nicht: "Daheim lagen die Thermometer ja auch herum."
(APA/Red.)

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