Invasion der Wildschweine in Kärnten

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Der Klimawandel oder die Mais-Monokulturen sollen schuld am massiven Auftreten des Schwarzwilds sein. Die Landwirtschaft leidet unter den Schäden.

KLAGENFURT. „Es gibt Jäger, die schon hundert Stunden Vorpass gehalten und noch kein einziges Schwarzwild zu Gesicht bekommen haben“, erzählt der Bezirksjägermeister von Wolfsberg, Hubert Polster. Daran lässt sich erkennen, wie schwer Schwarzwild zu jagen ist. Die Tiere gelten als nachtaktiv und äußerst vorsichtig. Deshalb ist die Invasion der Wildschweine, von der das südlichste Bundesland derzeit heimgesucht wird, nur sehr schwer in den Griff zu bekommen.

Über den Grund für das plötzliche Auftauchen der Borstentiere in einer Region, in der sie gar nicht heimisch sind, gibt es nur Spekulationen. Die einen geben der Klimaerwärmung die Schuld, andere wieder den Mais-Monokulturen. Jedenfalls haben die Landwirte massiv unter den Schäden zu leiden, die von den Wildschweinen angerichtet werden.

Der Lavanttaler Landwirt Johannes Zarfl klagt, dass das Schwarzwild allein in der Gemeinde Preitenegg auf einer Fläche von 60Hektar einen Schaden von rund 100.000 Euro angerichtet hat. Weil dafür niemand aufkommt, appellieren die Bauern an die Jägerschaft, möglichst viele Wildschweine abzuschießen. Die Jäger haben Verständnis für die Sorgen der Bauern, geben jedoch zu bedenken, dass die nächtliche Jagd nur in den Nächten rund um den Vollmond möglich ist. Denn die Verwendung von künstlichem Licht ist durch das Jagdgesetz verboten.

Warum die Wildtiere ausgerechnet in Kärnten so große Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen anrichten, liegt für den Bezirksjägermeister auf der Hand: „Da wo die Tiere herkommen, in der Südsteiermark und in Slowenien, stehen Buchen, Eichen und Kastanien in den Wäldern, von deren Früchten sich die Wildschweine ernähren können.“ In den Kärntner Wäldern dominieren jedoch Fichten und Tannen, die dem Schwarzwild keine Nahrung bieten. Deshalb weichen sie auf die Wiesen und Felder aus. Wie viele Wildschweine derzeit in Kärnten ihr Unwesen treiben, kann man nicht einmal annähernd schätzen. Bekannt ist allerdings, dass im Vorjahr landesweit 340 Stück Schwarzwild erlegt worden sind.

Im Westen des Bundeslandes kommen die Wildschweine zumeist aus einem Revier bei Tarvis, das dem Vatikan gehört. Dort gibt es keine Abschüsse, weshalb die Population rasch anwächst. Weil der Lebensraum für die Wildschweine knapp wird, weichen sie ins nördliche Nachbarland aus.



„In den Kärntner Wäldern finden die Wildschweine keine Nahrung – daher weichen sie jetzt auf Felder und Wiesen aus.“

Hubert Polster, Bezirksjägermeister

von Wolfsburg

Landesjägermeister Wilhelm Gorton hat die Jägerschaft des Landes bereits aufgerufen, das Schwarzwild vermehrt zu jagen, auch wenn er weiß, dass das Wildschwein zu den intelligentesten Wildarten überhaupt zählt. Es erfordere daher die volle Aufmerksamkeit des Jägers, wenn er dabei erfolgreich sein möchte. Im Gegensatz zu anderen Wildarten kann das Schwarzwild allerdings während des ganzen Jahres bejagt werden.

AUF EINEN BLICK

Im Vorjahr wurden in Kärnten 340 Wildschweine erlegt. Wie viel Schwarzvieh es derzeit im Land gibt, ist nicht einmal annähernd schätzbar. Die Jägerschaft ist bemüht, die Schäden an den landwirtschaftlichen Kulturen gering zu halten. Allerdings gestaltet sich die Jagd auf die Wildschweine wegen deren Intelligenz als recht schwierig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2008)

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