Natascha Kampusch: Scharfe Kritik am Innenressort

Natascha Kampusch
Natascha Kampusch(c) REUTERS (Heinz-Peter Bader)
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Ludwig Adamovich, Leiter der Evaluierungs-Kommission im Fall Kampusch, sieht in einigen Berichten über Ermittlungsergebnisse "kein wahres Wort". Den Zwischenbericht der Kommission nicht öffentlich zu machen, sei "ein Blödsinn".

WIEN (red./APA). Der Wirbel um den Zwischenbericht der Evaluierungskommission im Fall Kampusch nach einem "Presse"-Exklusivbericht wird immer größer. "Die Presse" hatte zuletzt Passagen des Berichts wiedergegeben. Darüber hinaus wurde eine Person zitiert, die sich seit geraumer Zeit für das Ministerium mit dem Thema beschäftigt. Den Aussagen zufolge gibt es eine nicht näher definierte Zahl von Mitwissern (mehr... ).

Das Innenministerium, dem der Bericht vorliegt, hüllt sich aber offiziell in Schweigen. Der vielfach vorgebrachten Forderung, den Bericht dem Innenausschuss im Parlament vorzulegen, erteilte am Donnerstag ein Sprecher von Innenministerin Maria Fekter eine Absage.

Auch das seinerzeitige Entführungsopfer selbst, Natascha Kampusch, äußerte sich am Donnerstag kritisch. „Es wäre interessant, den Bericht in seiner Gesamtheit zu sehen, und nicht nur einzelne Sätze“, hieß es aus dem Umfeld der 21-Jährigen.  Und: „Sie würde gerne den Bericht sehen und nicht auf Aussagen aus zweiter und dritter Hand reagieren.“
Natascha Kampusch sei erstaunt, dass „wieder“ etwas vor der Veröffentlichung habe durchsickern können. Ihr Anwalt werde jedenfalls Einsicht in den Bericht beantragen. Kampusch sei erstaunt, dass sich die polizeiliche Sonderkommission nicht um jene Versäumnisse kümmere, aufgrund derer sie möglicherweise nicht früher gefunden worden sei, hieß es weiter. Sie stelle sich auch die Frage, warum man sich nicht den Polizeifehlern widme.

Der Leiter der Evaluierungskommission, Ludwig Adamovich, meint nun: „Es ist ein Blödsinn, dass der Bericht nicht bekannt gemacht wird.“ Die Evaluierungskommission empfiehlt dringend die Fortführung der behördlichen Soko-Erhebungen.

("Die Presse" Printausgabe vom 8. Mai 2009)

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