Katholisches Österreich? Abschied von einem Mythos

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Vor dem Papst-Besuch. Zum Start der „Presse“-Serie: die große Glaubensumfrage. Unbeliebt ist die Kirche zwar nicht, sie ist aber auch kein Leitstern mehr.

Österreich ist vom Taufschein her noch zu drei Viertel katholisch. Starke Sympathien für die katholische Kirche hat rund ein Drittel der Bevölkerung. Katholische Praxis ist aber bescheiden geworden: Nur 15 Prozent der Katholiken gehen regelmäßig in die Kirche, nur jeder fünfte Katholik betet häufig, nur noch eine knappe Mehrheit glaubt an Gott. Nur ein Drittel der Katholiken findet wichtig, was der Papst zu sagen hat.

Dies sind nur einige Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die das renommierte Linzer Imas-Institut im Auftrag der „Presse“ zum Papstbesuch ermittelt hat. Im Interview mit der „Presse“ spricht der Pastoraltheologe Paul Zulehner von einer „massiven Transformationskrise“ der katholischen Kirche und warnt: „Wenn ausreift, was derzeit an Nichtverhältnis zur Kirche vorhanden ist, ist die Entkirchlichung Österreichs prognostiziert.“ Otto Neubauer, als Leiter der Wiener katholischen Akademie für Evangelisation unter anderem für die Stadtmission zuständig, spricht aber auch von einer Chance: Binnenkirchlich gebe es zwar eine gewisse Müdigkeit, aber die in vielen Milieus bereits vollständige Entfernung von der Kirche mache dort die Menschen wieder neugieriger und wacher, Gottessehnsucht wahrzunehmen: „Es erstaunt mich oft, dass es da viel weniger Scheu gibt, über Gott zu reden, als vielfach in der Kirche selbst.“

Und Zulehner weist darauf hin, dass die Schar der Gläubigen zwar geschrumpft, aber immer noch groß ist. Eine Million Menschen geht regelmäßig in die Kirche. Und 1,18 Millionen sagen von sich, als gläubiges Mitglied der Kirche zu deren Lehren zu stehen. 1,3 Millionen finden es überlegenswert, bei einem Papst-Event dabei zu sein. mip

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2007)


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