Siebenjähriges Chemie-Genie sucht Studienplatz

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Der sieben Jahre alte Ainan Celeste Cawley ist laut seinem Vater ein Chemie-Wunderkind - dennoch findet er keinen Laborplatz an einer Universität.

Ainan Celeste Cawley ist sieben Jahre alt und Sohn eines verhinderten Wunderkindes. Nun ist der Filius auch ein Genie, sagt sein Vater, und auf der Suche nach einer Universität. Das ist schwierig, weil bisher niemand den Dreikäsehoch in seinem Labor haben möchte. Ainan ist nämlich ein Chemie-Wunderkind. "Er verspricht einer der größten Denker unserer Zeit zu werden", meint der Vater, Valentine Cawley (38).

Chemietest für 16-Jährige bestanden

Ainan, halb irisch und halb singapurisch, hat Anfang des Jahres die Chemie-Prüfung für 16-Jährige bestanden. "Er nahm eines Tages das Kursbuch in die Hand und hatte am nächsten Morgen alle 460 Seiten gelesen, und Notizen an den Rand gemacht", sagt Cawley. Und während er in der Pflichtschule die Buchstaben des Alphabets durchnimmt, lernt er zu Hause nebenbei für die Maturaprüfung in Chemie, die er noch dieses Jahr bestehen soll.

Ainans Wundergeschichte begann am 23. November 1999, oder, präziser gesagt, zwei Wochen später. Im Alter von zwei Wochen habe er erstmals das Wort "Wasser" benutzt, wenn er durstig war, berichtet der Vater. Mit zwei Monaten habe er auf die Uhr geschaut um zu kalkulieren, wann seine Mutter Syahidah Osman (28) nach Hause kommen würde. Mit vier Monaten fing er an zu krabbeln, mit sechs zu gehen, mit drei Jahren malte er dreidimensionale Bilder, mit sechs komponierte er am Klavier. Jetzt ist Ainan der Struktur der Moleküle auf der Spur.

Schule keine Herausforderung

Während sein Vater den "Lebenslauf" des Kleinen verteilt, ist Ainan in der Nationalbibliothek von Singapur auf Entdeckungstour. Der Bub zieht die Schnüre, mit denen die Jalousien rauf und runter gezogen werden. Oder er untersucht die Abdichtung des Fensterrahmens. Oder er trinkt gelangweilt aus einem Päckchen grünem Tee, das er dann auseinandernimmt. "Er ist ziemlich schüchtern", sagt der Vater. Auf die Frage, warum er heute nicht in die Schule geht, antwortet der Zweitklässler nicht. "Gefällt Dir die Schule?" Er schüttelt mit dem Kopf. "Keine Herausforderung, das langweilt ihn", sagt der Vater.

Tim White leitet das Institut für Materialwissenschaft an der Technischen Universität Nanyang in Singapur. Er hat Ainan mehrfach im Labor zu Gast gehabt. "Er könnte eine äußerst glänzende Chemikerkarriere vor sich haben", sagt White. Der Kleine habe außergewöhnliche Fähigkeiten. Doch sei die Sicherheit im Labor ein Problem. Allein die hohen Arbeitstische wären eine Hürde, erst Recht die Geräte und Materialien, die Ainan noch nicht kenne. "Es wäre ein Fulltime-Job, ihn im Labor zu begleiten und anzuleiten", sagt White.

Vater als verhindertes Wunderkind

Dafür steht Vater Valentine bereit. "Ich würde ihn ins Labor begleiten, aber wir brauchen Sponsoren, sonst hätte ich die Zeit ja nicht", sagt er. Valentine Cawley war nach eigenen Angaben selbst ein Wunderkind und hat als 17-Jähriger im Nationalen Physiklabor in Großbritannien geforscht. Die Eliteuniversität Cambridge sei ihm dann aber geradezu feindselig begegnet, so dass er schließlich das Handtuch warf. "Das will ich meinem Sohn ersparen", sagt er.

Er schreibt heute Bücher, ein bisschen Belletristik und anderes, sagt er. "Mit Ainans Interesse bekomme ich auch wieder Lust. Vielleicht werde ich eines Tages wieder Physiker." Oder Wunderkind-Erzieher. Seine beiden anderen Söhne zeigten auch vielversprechende Talente, zählt Cawley auf: Kunst, Musik, Schauspielerei, logisches Denken. Fintan Nadym ist vier Jahre und Tiarnan Hasyl 21 Monate alt.

(dpa)

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