Japan: ''Süßholzraspeln'' für glückliche Ehen

(c) Reuters/Stringer Shanghai
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Japanerinnen haben genug von ihren unterkühlten Ehemännern. Immer mehr Paare lassen sich scheiden. Deshalb lernen Männer nun die Kunst des Schmeichelns.

Die Zahl der Scheidungen ist in Japan in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. In dem Nationalen Teishu-Kampaku-Verein – frei übersetzt "Vereinigung der chauvinistischen Ehemänner" - lernen unterkühlte Männer nun ihr Machogehabe abzulegen. Ein schweres Unterfangen, wenn man bedenkt, dass das Aussprechen von Gefühlen für japanische Männer traditionell schwer ist.

Frauen wollen nicht dominiert werden

"Es tut mir leid, dass ich immer vergesse, den Toilettensitz herunterzuklappen" oder "Ich liebe dich, auch wenn ich es nicht sage", lernen Japaner während den Sitzungen zu sagen. Das gemeinschaftliche Ausrufen des Mantras "Sag 'Danke', ohne zu zögern. Sag 'Entschuldigung', ohne Angst zu haben. Sag 'Ich liebe dich', ohne schüchtern zu sein" gelingt schon gut.

Die Idee zu dem Verein kam dem Gründer, Shuichi Amano, 1999, als seine eigene Ehe nach 20 Jahren zu scheitern drohte. Doch selbst er hat die Vollendung noch nicht erreicht: Er errötet noch immer bei dem Satz "Ich liebe dich". Aber immerhin schafft er es schon Hand in Hand mit seiner Frau spazieren zu gehen. "Wir Ehemänner müssen uns von der Vorstellung verabschieden, unsere Frauen zu dominieren", sagte er. Zunächst hörten sich seine Schmeicheleien leer an und seine Frau war misstrauisch. Doch nach ein paar Jahren hat sie ihr Lachen wiedergewonnen, freut sich Amano.

Japanerinnen haben genug von untätigen Paschas

"Viele Ehemänner managen die Risiken im Berufsleben. Aber sie vernachlässigen die zu Hause", sagte der 55-Jährige. Viele sehen sich auch nach der Pensionierung als Ernährer der Familie und bleiben untätige Paschas. Bei einer Umfrage gaben mehr als 80 Prozent der verheirateten Japanerinnen an, den Haushalt weitgehend alleine zu schmeißen.

Auch wenn viele die Liebesschwüre erst peinlich finden - der Verein zählt inzwischen rund 4.000 Ehemänner aus dem ganzen Land als Mitglieder. Kein Mitstreiter zwischen 20 und Ende 60 habe sich scheiden lassen, berichtete Amano stolz.

Gesetzesänderung macht Scheidung lukrativer

In Japan nehmen besonders Trennungen im mittleren Alter zu. Nach Behördenangaben ließen sich 2002 etwa 45.000 Paare scheiden, die mehr als 20 Jahre verheiratet waren. Das sind dreimal so viele wie vor 30 Jahren. Experten rechnen damit, dass in Zukunft noch mehr Ehepaare getrennte Wege gehen. Mit ein Grund dafür könnte eine Gesetzesänderung sein, die den Frauen nach der Scheidung einen Teil  der Rente des Ehemanns zusichert.

(APA/Red.)

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