Umweltvergiftung: Chinas längster Fluss stirbt

Der Jangtse ist auf einer Länge von 600 Kilometer in "kritischem Zustand". Zu einem Großteil sind die Schäden irreversibel. Der Trinkwasserlieferant von Millionen Menschen verkommt zu einer Giftbrühe.

Der längste Fluss Chinas, der Jangtse, liegt im Sterben. Forscher unter der Schirmherrschaft der chinesischen Akademie der Wissenschaft haben einen dramatischen Bericht über den Zustand des Flusses herausgebracht, der Wasserreservoir für dutzende von Millionen Menschen ist. Auf einer Länge von 600 Kilometern ist das Gewässer in einem kritischen Zustand, fast jeder dritte seiner Zuflüsse ist ernsthaft verschmutzt, das berichtete die amtliche Zeitung "China Daily" am Montag unter Berufung auf einen Bericht von Wissenschaftlern .

"Die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Wasserökologie des Jangtse sind zu einem großen Teil irreversibel", heißt es in dem Bericht. Der Fischbestand ist bereits stark zurückgegangen. Davon sind vor allem die zahlreichen Fischer am Flußlauf und an der Mündung des Jangtse betroffen.

Mündung "tote Zone"

Dieser Bericht überrascht wenig. Bereits im Oktober des Vorjahres wurde die Mündungen des Jangtse wegen des hohen Verschmutzungsgrades zur "toten Zonen" erklärt. Experten warnten davor, dass die Verschmutzungen zu einer starken Bedrohung für den Fischbestand und die von der Fischerei lebenden Menschen werden könnten.

Tote Zonen

"Tote Zonen" sind Wassergebiete, deren Sauerstoffgehalt durch eine verstärkte Algenblüte besonders gering ist. Der Algenbefall wird durch ungeklärte Abwasser und Schadstoffe wie Dünger verursacht und bedroht das Meeresleben.

Die chinesischen Küstenregionen sind im Jahr 2005 von 82 Wellen verstärkter Algenblüte betroffen gewesen. Mehr als 500.000 Tonnen Ammoniak, Stickstoff und Phosphate sind in diesem Jahr ins Meer geleitet worden. Als Verschmutzungsquelle Nummer Eins wird die Landwirtschaft genannt.

Manager als Umweltsünder verhaftet

Der Großteil der Vergiftung passiert schleichend. Nur bei spektakulären Verschmutzungen greifen die Behörden ein. Im Dezember 2006 wurden zwei Manager eines Stromerzeugers wegen Umweltverschmutzung verhaftet. Wegen eines Schadens an den Tankvorrichtungen im Kraftwerk Luzhou im Südwesten Chinas sind 17 Tonnen Dieselöl ausgefossen. "Der Ölteppich ist flussabwärts in die Nachbarregionen geflossen, da die Firma die Menge des ausgelaufenen Öls unterschätzt hat und dies hat die Säuberungsarbeiten behindert", erklärte die Umweltschutzbehörde von Sichuan Xinhua.

Seltener Delfin ausgestorben?

Dieser Vorfall ist nur einer von vielen. Die wachsende Vergiftung des Flusses hat auch für die Tierwelt fatale Folgen. So ist, nach Meinung eines internationalen Forscherteams, der seltene chinesische Flussdelfin Baiji mittlerweile ausgestorben. Eine Expedition hat sechs Wochen lang am Lauf des Jangtse nach einem der Tiere Ausschau gehalten - vergebens. Die Art Lipotes vexillifer zählte seit jeher zu den seltensten Säugetieren. Die letzte belegte Sichtung stamme aus dem September 2004. (Red./Ag.)

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