Montenegro: Kriegsschiffe gebraucht, günstig im Abverkauf

Der junge Staat verhökert die Reste der jugoslawischen Marine und die berühmte k.u.k-Werft von Tivat.

KOTOR/WIEN (wg). Die Bucht von Kotor (Cattaro) ist einer der zauberhaftesten Orte der Adria. 1797 bis 1918, als sie noch bei Österreich war, liefen von hier die Kriegsschiffe der österreichisch-ungarischen Flotte aus, etwa die mächtigen Schlachtschiffe der „Viribus Unitis“-Klasse.

Nun verlassen andere Kriegsschiffe die Bucht – für immer: Montenegro, das 2006 den Bund mit Serbien verließ und unabhängig wurde, verhökert die Reste der jugoslawischen Marine. Die alte Fregatte „Koper“ wird zerlegt und in Teilen nach Libyen verkauft, das zwei Schiffe desselben Sowjet-Typs besitzt. Kolportierter Preis für das 95 Meter-Schiff: gut 385.000 Euro. Ihr Schwesterschiff „Beograd“ soll auch an Libyen gehen.

Zwei Wachboote der „Mirna“-Klasse und die U-Boote „Heroj“ und „Sava“ sind zu haben. Ägypten interessiert sich für einen Minenleger und vier Mini-U-Boote. Bisher gab man unter anderem vier Mirnas an Kroatien und einen Minensucher an Slowenien ab. Kairo kaufte billig fünf Raketenschnellboote der „Osa“-Klasse und mehr als 70 Anti-Schiff-Raketen vom Sowjet-Typ „Styx“. Montenegros Flotte soll auf zwei Fregatten der „Koni“-Klasse und vier Raketenschnellboote schrumpfen.

Luxus-Jachthafen geplant

Zudem verschwindet ein berühmtes Relikt der k.u.k.-Präsenz in Cattaro: Das 1889 erbaute Arsenal von Tivat, eine Marinewerft, wurde jüngst um mehr als drei Millionen Euro an den Kanadier Peter Munk verkauft. Hier liegen noch einige der Schiffe, die Montenegro loswerden will. Munk (79), ein gebürtiger ungarischer Jude, der 1944 in die Schweiz floh, will die Werft schleifen und ab September hier den luxuriösesten Jachthafen im östlichen Mittelmeer errichten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2007)

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