Spanien: Mallorca: U-Bahn erleidet Schiffbruch

Regen überflutet Stationen, sodass Betrieb eingestellt werden musste.

Palma de Mallorca (ag, zoe). Das ambitionierte Projekt hätte Palma de Mallorca auf eine Stufe mit den spanischen Städten Madrid, Bilbao, Barcelona und Valencia katapultieren sollen: Doch beim Bau der 8,5 Kilometer langen U-Bahnstrecke auf der balearischen Ferieninsel dürfte so einiges schiefgegangen sein. Nachdem der U-Bahn-Tunnel nach Regengüssen in nur zwei Monaten zweimal unter Wasser stand, musste der Betrieb bis auf unbestimmt Zeit eingestellt werden. Ob die Züge jemals wieder fahren können, steht noch in den Sternen.

Das teuerste Infrastrukturprojekt Mallorcas, in das 120 Millionen Euro geflossen sind, wurde erst vor fünf Monaten eröffnet und sollte bis Ende September gratis verkehren – als Anreiz für die Bevölkerung, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Nur zwei Gewitter haben nun massive Fehler entweder beim Bau oder bei der Planung entlarvt. Einige der insgesamt neun Stationen standen kürzlich bis zu 2,50 Meter unter Wasser. Die Regengüsse – weder besonders heftig, noch besonders lang – waren stark genug gewesen, um die Lüftungsschächte in Wasserfälle und die Abgänge in Sturzbäche zu verwandeln.

„Schlechtes Erbe übernommen“

Die sozialistische Insel-Regierung wirft nun den konservativen Vorgängern Schlamperei vor. Im Husch-Pfusch-Verfahren sei die U-Bahn fertiggestellt worden, um noch vor den Regionalwahlen für Sympathien zu sorgen – die dann ohnehin nicht den Konservativen zuflogen. „Wir haben ein sehr schlechtes Erbe übernommen“, meint der sozialistische Regierungschef Francesc Antich.

Die Strecke, die das Zentrum mit der Balearen-Universität verbindet, läuft nach Angaben des Verkehrsministers durch ein Überschwemmungsgebiet, in dem sich nach jedem Gewitter das Wasser sammle. Experten sollen nun ermitteln, ob die Schäden behoben werden können und die U-Bahn jemals wieder in Betrieb gehen kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2007)

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