Russland: Ölpest im Schwarzen Meer schlimmer als angenommen

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Zehntausende Vögel und Fische verendet. 20 Seeleute noch immer vermisst.

MOSKAU(ag). Die Umweltkatastrophe im Schwarzen Meer dürfte weit schlimmer sein, als bisher angenommen: Mehr als 2000 Tonnen Heizöl sind aus einem Öltanker ausgelaufen, der nach einem schweren Sturm am Sonntag leck geschlagen war. Mehr als 30.000 Vögel und zehntausende Fische sind laut Angaben des Gouverneurs Alexander Tkatschow bereits verendet. Zudem seien Futtergründe für Delfine bedroht.

Die Beseitigung der Folgen des Unwetters, bei dem auch tausende Tonnen Schwefel austraten, werde laut Behörden mindestens zehn Jahre dauern. Der Leiter der Umweltaufsicht, Oleg Mitwol, sprach von einer „schwierigen Lage“. Etwa 800 Helfer waren am Dienstag nach russischen und ukrainischen Angaben im Einsatz, um den Ölteppich abzutragen und verschmutzte Strände zu reinigen. Zusätzlich werden sich 500 Soldaten an den Säuberungsarbeiten beteiligen.

Aus dem gesunkenen Tanker „Wolgoneft“ wird nun das verbliebene Öl abgepumpt. Die tatsächlichen Ausmaße der Katastrophe könne man aber erst in den nächsten Tagen absehen. Auch an zuerst nicht betroffenen Küstenabschnitte werde immer mehr Öl angeschwemmt. Der noch immer tobende Sturm erschwere die Bergungsarbeiten und vergrößere die Gefahr der Umweltkatastrophe.

Auf der bei Urlaubern beliebten Halbinsel Krim könnten die „nächsten Sommerferien gefährlich werden“, warnten ukrainische Umweltschützer.

Das Unwetter hatte am Sonntag mehrere Stunden in der Straße von Kertsch, die das Schwarze Meer mit dem Asowschen Meer verbindet, gewütet. Bei dem Sturm gingen nach offiziellen Angaben vier Frachtschiffe unter, sechs liefen auf Grund und etliche weitere gerieten in Seenot. Die russische Küstenwache sucht noch immer nach 20 vermissten Seeleuten. Die Chance, sie noch lebend zu finden, ist relativ gering.

Schärfere Gesetze gefordert

Die Straße von Kertsch zählt zu den am meisten befahrenen Wasserstraßen in der Region. Umweltexperten kritisierten erneut, dass die für die Flussschifffahrt gebauten Frachtschiffe derartigen Unwettern auf dem Meer nicht standhalten können. Dennoch dürften sie im Schwarzen Meer fahren. Die Umweltschützer fordern von der Regierung schärfere Gesetze.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2007)

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