Vom Kampf gegen den Aberglauben

Auch ein Erzbischof verbreitet in Moçambique abstruse Theorien über Aids.

Caia/Maputo. Das hat Moçambique gerade noch gefehlt: Die Regierung bemüht sich nach Kräften, die weitere Ausbreitung von Aids zu verlangsamen – rund ein Fünftel der Bevölkerung trägt das HI-Virus in sich – und Erzbischof Francisco Chimoio beschuldigt zwei europäische Staaten, mit dem Virus verseuchte Kondome nach Afrika zu schicken: „Sie wollen die Afrikaner fertigmachen, das ist Teil ihres Programms, den Kontinent zu kolonisieren.“ Die selben Anschuldigungen führte er für antiretrovirale Medikamente ins Treffen.

„Das erschwert unsere Arbeit natürlich enorm“, klagt die Gesundheits-Beauftragte des Bezirks Caia. Der liegt in der ärmsten Provinz Moçambiques – und jener mit der höchsten Rate an Infizierten. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung hier ist HIV-positiv. Die Bezirksregierung versucht, an mehreren Punkten gleichzeitig anzusetzen: Man verteilt Kondome, versucht, in den Dörfern „Promotoren“ zu schulen, die die Aids-Aufklärung weitertragen, organisiert Informationsabende.

Ein großes Problem ist, dass „viele Menschen hier nach wie vor nicht an das HI-Virus glauben“, erklärt die Gesundheits-Beauftragte: „Manche denken, dass es sich um einen Fluch Verstorbener handelt.“ Und wer das glaubt, geht auch nicht ins Spital, um sich testen zu lassen.

Gesundheitsminister Paulo Ivo Garrido wehrt sich jedoch dagegen, den Fokus nur auf Aids zu richten: „Das ist nur ein sehr ernstes Problem in einer ganzen Reihe sehr ernster Probleme. An Malaria oder Durchfall sterben hier mehr Menschen als an Aids.“ Viele Geberländer würden sich lieber auf Aids-Projekte konzentrieren, als das gesamte Gesundheitssystem zu unterstützen.

Aufklärung als Mammutaufgabe

Moçambique hat bei der Aids-Bekämpfung dem Nachbarland Südafrika einiges voraus: Die Regierung in Maputo spricht offen darüber. Auch im Parlament gibt es einen Ausschuss zum Thema. Dessen Vorsitzender erklärt, wie sehr im Volk verbreiteter Aberglaube zur Ausbreitung des Virus beitragen kann, wie etwa „Reinigungsprozeduren“, die nach einem Aids-Tod eines Familienmitglieds durchgeführt werden. Diesem Aberglauben durch Aufklärung entgegenzutreten, ist eine der Mammutaufgaben im Kampf gegen Aids. Solange dies nicht gelingt, ist dieser Kampf kaum zu gewinnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2007)

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