USA: Schlechtes Zeugnis für Anti-Terror-Politik

Führende Sicherheits-Experten der USA sind sich einig: Der Irak-Krieg macht die Welt gefährlicher. Der Fokus müsse auf Afghanistan und die Verhinderung atomarer Aufrüstung gelegt werden.

Führende Sicherheitsexperten der USA haben eine düstere Einschätzung der Erfolgsaussichten ihres Landes im "Krieg gegen den Terror" abgegeben. In einer am Dienstag in Washington vorgestellten Befragung des Fachmagazins "Foreign Policy" unter den renommiertesten Terrorismus-Experten äußerten 75 Prozent die Ansicht, der US-Regierung drohe mit ihrer derzeitigen Politik eine Niederlage im Kampf gegen den weltweiten Terrorismus.

Sogar 81 Prozent der befragten Experten aus beiden politischen Lagern glaubten, dass die Welt für US-Bürger insgesamt gefährlicher werde. Der Politik von Präsident George W. Bush stellten sie mehrheitlich ein vernichtendes Zeugnis aus: 87 Prozent sahen ein Versagen der US-Diplomatie.

Die Eindeutigkeit in dem neuen "Terrorismus-Index" überrascht umso mehr, als sich Anhänger von Bushs Republikanern und der gegnerischen Demokraten unter den Befragten in etwa die Waage hielten. Die große Mehrheit der 116 befragten Experten war sich einig, dass der von den USA ausgerufene "Krieg gegen den Terror" eine falsche Stoßrichtung verfolge und deswegen keinen Erfolg haben könne. Insbesondere der Krieg im Irak habe die Sicherheitslage der USA verschlechtert; dieser Aussage stimmten 88 Prozent der Fachleute zu. Inzwischen sehen mehr US-Experten den Irak-Krieg als Bedrohung für die Sicherheit ihres Landes als den islamischen Fundamentalismus.

Den Krieg in Afghanistan halten die meisten Befragten hingegen für einen Erfolg: 64 Prozent sagten, er verbessere die Sicherheitslage der USA. 70 Prozent unterstützten eine Entsendung von mehr US-Truppen nach Afghanistan, während nur 34 Prozent die geplante Truppenaufstockung im Irak guthießen.

Mit ihrem Fokus auf den Irak hat die Washingtoner Regierung nach Einschätzung der Experten falsche Prioritäten gesetzt. Als vordringlichstes Ziel der US-Außenpolitik nannten 26 Prozent die Verhinderung einer atomaren Aufrüstung auf der koreanischen Halbinsel. 17 Prozent nannten die Stabilisierung des Irak, zwölf Prozent den Stopp der iranischen Atomanreicherung. Als derzeit gefährlichste Regierung der Welt nannten 40 Prozent den Iran und 35 Prozent Nordkorea. 73 Prozent gaben an, dass Nordkorea eher als andere Länder in den nächsten drei bis fünf Jahren Nukleartechnologie an Terroristen weitergeben könne.

Unter den Befragten waren nach Angaben von "Foreign Policy" und dem federführenden "Center for American Progress" ehemalige US-Außenminister, Sicherheitsberater, hohe Militärs und Akademiker. Keiner der Befragten hat derzeit eine Position in der Regierung inne. Die am Dienstag vorgelegte Erhebung war der zweite "Terrorismus-Index". Der erste wurde im Vorjahr vorgelegt. (Ag.)

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