US-Lügen über Heldentaten im Irakkrieg aufgeflogen

US-Soldatin Jessica Lynch wurde als Kriegsheldin gefeiert - was sie nie war. Sie ist kein Einzelfall, Pentagon und Militär stehen nun unter Beschuss.

Pentagon und US-Militär sind wegen der Erfindung von Heldengeschichten am Dienstag im Kongress heftig kritisert worden. In einer Anhörung im Abgeordnetenhaus warfen mehrere Zeugen dem Ministerium vor, Ereignisse in Afghanistan und im Irak völlig verzerrt dargestellt zu haben, um in besserem Licht zu erscheinen.

Footballstar wegen "grober Fahrlässigkeit" tot

Im Einzelnen ging es um den Fall des früheren Footballstars Pat Tillman, der 2004 in Afghanistan irrtümlich von eigenen Kameraden beschossen und getötet worden war. Die Eltern des jungen Mannes waren vier Wochen lang im Glauben gehalten worden, dass ihr Sohn durch feindliches Feuer ums Leben gekommen sei. Ein Zeuge sagte indessen in der Anhörung aus, dass er von höherer Stelle den Befehl erhalten hatte, die Wahrheit gegenüber den Angehörigen geheim zu halten.

Pat Tillmans Bruder Kevin warf dem US-Militär und dem Pentagon vor, gezielt gelogen zu haben. Sie hätten weitere negative Schlagzeilen vermeiden wollen, nachdem seinerzeit gerade die Nachricht von Misshandlungen durch US-Soldaten im Gefängnis Abu Ghraib im Irak um die Welt gegangen war. Er äußerte außerdem den Verdacht, dass Pat auf Grund grober Fahrlässigkeit anderer Soldaten gestorben sei.

Jessica Lynch war keine Heldin

In der Anhörung sagte auch die einstige Iraksoldatin Jessica Lynch aus. Sie war bei ihrer Rückkehr aus dem Irak als Kriegsheldin gefeiert und in einem Triumphzug empfangen worden. Der Grund: 2003 war sie bei einem Überfall auf einen US-Konvoi schwer verletzt worden und in Gefangenschaft geraten. Ihre Rettung aus einem Krankenhaus hatte das Pentagon als Video veröffentlicht. Darauf war zu sehen, wie Soldaten mit vorgehaltener Waffe Türen und Fenster eintreten und in das Zimmer der Soldatin stürmen. Angestellte berichteten später, es seien weit und breit keine irakischen Soldaten gewesen und die Amerikaner hätten das Angebot, einfach die Tür zu benutzen, abgelehnt.

Pentagonbeamte hatten damals der Welt mitgeteilt, dass Lynch heldenhaft gefochten habe, bevor sie verschleppt worden sei. Das stellte sich später als Lüge heraus. "Das alles war nicht wahr", sagte Lynch in der Anhörung aus. Sie frage sich heute immer noch, warum das Pentagon gelogen habe. Sie selbst sei zu einer "Legende" gemacht worden, während die wahren Helden jene elf US-Soldaten gewesen seien, die beim Überfall auf den Konvoi ihr Leben verloren hätten. (Ag/Red.)

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