G8-Gipfel: Sarkozy drohte mit Abreise

(c) AP (Fred Chartrand)
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Geheimes Sitzungsprotokoll: Wie G8-Chefs feilschten.

Wien (red.). Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy drohte mit seiner vorzeitigen Abreise vom G8-Gipfel in Heiligendamm, falls keine Einigung zum Klimaschutz erzielt werde. Das geht laut der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ aus Notizen eines Beraters hervor, der an den Sitzungen teilnahm.

In der Runde ging es darum, US-Präsident George W. Bush davon zu überzeugen, sich gemeinsam auf eine Reduzierung der Treibhausgase um 50 Prozent bis zum Jahr 2050 festzulegen. Der Amerikaner spielte nicht mit. „Ich akzeptiere unter keinen Umständen ein festgelegtes Klimaziel. Es ist mir egal, wenn das ein Fehlschlag wird“, sagte Bush laut Protokoll. Verpflichtungen, die nicht auch für China gelten, werde er nicht unterschreiben. Bushs Taktik war es offenbar, China als gemeinsame Herausforderung für die G8 darzustellen.

„Unser größtes politisches Problem ist China“, erklärte der US-Präsident. Alle Industrieländer müssten sich fragen, wie sie mit China konkurrieren wolle. Er, Bush, wolle sich nicht jenen anschließen, die sagen, es gebe ohnehin keine Chance, und deshalb auf Protektionismus setzen.

Plädoyer für Kernenergie

Sarkozy machte sich für Forschungsprogramme in der Kernenergie stark. Die deutsche Gastgeberin Angela Merkel, bemerkte knapp, dass in Deutschland die Lage für Kernenergie „traurig“ sei; Deutschland hat sich zu einem langfristigen Ausstieg aus der Atomenergie verpflichtet.

Nach Sarkozys Drohung, die Veranstaltung platzen zu lassen, fand der japanische Premier Shinzo Abe die Kompromissformel. Die Reduzierung der Treibhausgase um 50 Prozent sei doch kein einklagbares Ziel, sondern eine Vision, meinte er. Daraufhin einigten sich die G8, die CO2-Halbierung „ernsthaft in Betracht zu ziehen“ und bis 2009 unter dem Dach der UNO ein Nachfolgeabkommen für das Klimaschutzprotokoll von Kyoto auszuhandeln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2007)

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