Eva Herman lobt NS-Familienpolitik: Gefeuert

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Mit ihren Äußerungen über die Rolle der Mutter erzürnte die Autorin und Moderatorin schon viele Frauen. Nun hat sie auch den NDR gegen sich aufgebracht.

Ihre Äußerungen über die Familienpolitik der NS-Zeit haben die deutsche Fernsehmoderatorin Eva Herman den Job gekostet: Der NDR entließ die 48-Jährige am Sonntag mit sofortiger Wirkung. "Frau Hermans schriftstellerische Tätigkeit ist aus unserer Sicht nicht länger vereinbar mit ihrer Rolle als Fernsehmoderatorin und Talk-Gastgeberin", erklärte der NDR-Programmdirektor Fernsehen, Volker Herres. Die frühere "Tagesschau"-Sprecherin arbeitet seit fast 20 Jahren für den Norddeutschen Rundfunk.

Lob für NS-Familienpolitik

Sie hatte Teilnehmern zufolge bei der Vorstellung ihres neuen Buches am Donnerstag in Berlin erklärt, im Dritten Reich sei "vieles sehr schlecht gewesen, zum Beispiel Adolf Hitler". Einiges sei aber auch gut gewesen, "zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter". Der NDR erklärte, Herman habe im Gespräch ihre in der "Bild am Sonntag" zitierte Erklärung bestätigt, wonach "Werte wie Familie, Kinder und das Mutterdasein, die auch im Dritten Reich gefördert wurden, anschließend durch die 68er abgeschafft wurden".

Auftritt bei FPÖ

Dies sei nicht der erste Vorfall dieser Art gewesen, betonte Herres. "Auch Frau Hermans geplanter Auftritt bei einer Unterorganisation der rechtspopulistischen FPÖ, den sie erst nach Intervention absagte, war ein solches Missverständnis." Der Sender habe Herman daraufhin aufgefordert, alles zu unterlassen, was ihr Bild als Talk-Moderatorin und damit auch das des NDR beschädigen könnte.

Hermans "Antwort auf den Feminismus"

Eva Herman war für 20. März zu einer Veranstaltung mit dem Titel "Das Eva Prinzip - Antwort auf den Feminismus" im Freiheitlichen Parlamentsklub eingeladen worden. Ihre Absage hatte die FPÖ am Tag der Veranstaltung in einer Aussendung bekannt gegeben. An Stelle der NDR-Moderatorin hatte dann der Salzburger Weihbischof Andreas Laun sein Kommen zugesagt.

Mit ihren Aussagen rund um die Rolle der Mutter erzürnte Herman schon viele modern denkende Frauen. Sie setzte sich für eine konservative Rollenverteilung zwischen der Frau als Mutter und dem Mann als dem „starken und beschützenden Part“ ein und erteilte der Emanzipation eine Absage. Der Frau weist sie eine Rolle im Heim und am Herd zu.

"Mutterkreuzzug" nicht vereinbar mit Moderatorenrolle

"Frau Herman steht es frei, ihren 'Mutterkreuzzug' fortzusetzen, aber mit der Rolle einer NDR-Fernsehmoderatorin ist dies nicht länger zu vereinbaren", erklärte Herres. Ihre Äußerungen wirkten polarisiernd. "Das Ergebnis spürt unsere Redaktion: Gäste sagen ihren Auftritt bei 'Herman und Tietjen' ab oder stehen von vornherein nicht zur Verfügung."

Eva Herman war 1988 vom Bayerischen Rundfunk zum NDR gewechselt. Seit 1989 gehörte sie zum Moderatorenteam der "Tagesschau" - eine Position, die sie bereits 2006 nach dem Erscheinen ihres antifeministischen Buches "Das Eva-Prinzip" aufgab. Zuletzt war sie Moderatorin der Talkshow "Herman und Tietjen". Wer in der nächsten Ausgabe der Sendung am kommenden Freitag an der Seite von Bettina Tietjen vertretungsweise durch die Sendung führt, will der NDR kurzfristig klären. (APA/Red.)

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