IWF: Wirtschaftslage ist dramatisch

Prekäre Sicherheitssituation setzt Irakern ökonomisch schwer zu.

WASHINGTON/WIEN. Schon die letzte große Untersuchung der UNO im Jahr 2004 brachte ein erschütterndes Ergebnis: Der Irak hat große Probleme mit Unterernährung, mit geringem Schulbesuch und hoher Kindersterblichkeit. Seither ist die Lage nicht besser geworden – sondern hat sich, wie aus einem aktuellen Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) hervorgeht, dramatisch verschlechtert.

Laut IWF antworten derzeit 60 Prozent der Iraker auf die Frage, wie es ihnen gehe, mit „sehr schlecht“ oder „ziemlich schlecht“. Bei ähnlichen Umfragen aus dem Jahr 2004 und 2005 waren nur 29 Prozent der Befragten so pessimistisch. Drei Viertel der Iraker beklagen, dass sie kaum Jobs fänden. Zwei von drei Irakern beklagen sich über Mangel an sauberem Wasser und medizinischer Versorgung. Vor zwei Jahren war die Zufriedenheit deutlich höher.

Wo das Hauptproblem für die schwierige Lage liegt, ist den Irakern klar: Mehr als die Hälfte der Befragten macht die prekäre Sicherheitslage dafür verantwortlich. Das deckt sich mit der Meinung der Ökonomen: Auch für sie sind die häufigen Anschläge der größte Hemmschuh. Detail am Rande: Die IWF-Berichterstatter haben sich nicht in den Irak gewagt, sondern haben die irakischen Experten und Politiker in der jordanischen Hauptstadt Amman getroffen.

Benzin-Mangel im Ölstaat

Das Wirtschaftswachstum des Irak liegt mit rund sechs Prozent deutlich unter den Erwartungen: Für ausländische Investoren ist die Lage zu unsicher, und die Erdöl-Förderung erholt sich viel langsamer als erwartet von den Kriegsfolgen. Die Inflation stieg im Vorjahr auf über 60 Prozent. Politische Anstrengungen, die Teuerung einzudämmen, werden regelmäßig durch die Knappheit von Benzin zunichte gemacht. Über die Arbeitslosigkeit gibt es keine verlässlichen Daten. Geschätzt wird, dass 30 bis 50 Prozent der Iraker zumindest unterbeschäftigt sind.

Die IWF-Experten sind für den Irak überraschend optimistisch: Das Wirtschaftswachstum könnte bald über zehn Prozent liegen, meinen sie. Allerdings nur unter zwei Bedingungen: dass erstens der Ölpreis nicht verfällt. Und dass zweitens die Sicherheitsprobleme gelöst werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2007)

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