Burma: Militär rekrutiert Kinder

AP (ELIZABETH DALZIEL)
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Human Rights Watch berichtet von einem Kinderanteil von über dreißig Prozent in den Reihen des burmesischen Militärs. Die Kinder werden geschlagen und wie Gefangene behandelt.

Immer mehr burmesische Soldaten desertieren - die Armeeleitung reagiert darauf mit perfiden Mitteln. Kinder werden gewaltsam entführt oder ihren Familien abgekauft, um als Kindersoldaten zu dienen. In einem am Mittwoch erschienenen Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) ist die Rede von Tausenden Kindern in den Reihen der burmesischen Armee und zahlreicher nicht-staatlicher militärischer Einheiten.Viele der Kinder werden geschlagen, bis sie in den Armeedienst einwilligen, heißt es in dem Bericht. Danach werden sie wie Gefangene behandelt. Die Organisation beruft sich auf Interviews mit 20 früheren Soldaten. Die Mehrheit der befragten Personen spricht von mindestens einem Drittel Jugendlicher in den Reihen des burmesischen Militärs. Viele berichten von der gegen sie eingesetzten Härte: Ein Junge erzählte der HRW: "Sie haben die Formulare ausgefüllt und mich nach meinem Alter gefragt. Als ich '16 Jahre' geantwortet habe, haben sie mich geohrfeigt und mir gesagt, dass ich '18 Jahre' sagen solle." Ein anderer ehemaliger Soldat berichtet, er sei mit elf Jahren und einem Gewicht von 31 Kilogramm zum Soldatenleben gezwungen worden.

Burmas Militär hat ein Personalproblem. Schon vor der Niederschlagung der Demokratiebewegung hatte es Probleme, die eigenen Reihen zu füllen. HRW hat die UNO zum Handeln aufgefordert. Obwohl der Sicherheitsrat allen Staaten, die Kinder als Soldaten ausbeuten, mit Sanktionen drohe, ist im Fall von Burma noch nichts geschehen, erklärte HRW-Sprecherin Jo Becker.

Unabhängig von dem Bericht kündigten US-Präsident George W. Bush und UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon an, den Druck auf die Militärjunta erhöhen zu wollen. Ihr Ziel sind ernsthafte Gespräche zwischen der Junta und der demokratischen Opposition, die zu einer demokratischen Regierung führen sollen. Am Mittwoch ist es in Pakokku erneut zu Kundgebungen buddhistischer Mönche gekommen. Die Glaubensbrüder zogen betend durch die Straßen der 500 Kilometer nördlich von Rangun gelegenen Stadt. Gegen das Militär gerichtete Parolen riefen sie allerdings diesmal nicht. "Wir haben keine Angst davor, dass man uns festnimmt oder foltert", wurde ein Mönch zitiert. Berichte über ein Eingreifen der Sicherheitskräfte gab es nicht.

Der UN-Sondergesandte Ibrahim Gambari wird am Samstag erneut nach Burma reisen, um seine Bemühungen zur Vermittlung von Gesprächen zwischen der Regierung und der Oppositionspartei der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi fortzusetzen.

(Ag./Red.)

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