Ölfieber: Der neue Wettlauf um Afrika

(c) AP (George Osodi)
  • Drucken

USA und China ringen um Rohstoffe. Europas Einfluss schwindet.

Öl ist begehrt und teuer wie nie zuvor. China und ebenso Indien greifen gierig nach jedem Tropfen, um ihre rasante wirtschaftliche Aufholjagd aufrechterhalten zu können. Aber auch der Energiehunger der USA, Europas und Japans ist noch lange nicht gestillt. Da wird plötzlich wieder ein Kontinent interessant, der jahrzehntelang als der vergessene galt: Afrika. Mindestens zehn Prozent der weltweiten Ölreserven liegen unter afrikanischen Böden, vermutlich mehr. Eine neue Quelle nach der anderen beginnt zu sprudeln.

Es ist ein Wettlauf um die afrikanischen Bodenschätze entbrannt. Den Startschuss gaben die KP-Strategen in Peking. Sie gingen dorthin, wo andere zurückwichen: zum Beispiel in den Sudan. Mittlerweile deckt das Reich der Mitte acht Prozent seines Erdölbedarfs aus dem Bürgerkriegsland ab. Jüngst unterzeichnete China im ressourcenreichen Kongo ein Investitions- und Kreditpaket im Wert von fünf Milliarden Dollar. Groß eingestiegen ist China auch in Angola, das binnen kürzester Zeit aus Kriegsruinen an die 13. Stelle der weltweit größten Erdölexporteure hochgeschossen ist, mit zweistelligen Wirtschaftswachstumsraten.

Doch dort, in Angola, prallen die Chinesen auf einen anderen Koloss, der es auf Afrikas Rohstoffe abgesehen hat: die USA. 2002 hat das US-Außenamt die Erdölsicherung in Westafrika zum „strategischen Ziel“ erklärt; die Abhängigkeit vom Nahen Osten soll geringer werden. Im Vorjahr schon bezogen die USA erstmals mehr Erdöl aus Nigeria, Algerien und Angola als aus dem Persischen Golf.

Die Ex-Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien stemmen sich verzweifelt gegen das Schwinden ihres Einflusses. Als Einzelkämpfer. Denn in Afrika gibt es keine gemeinsame europäische Energiepolitik.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.11.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.