9/11: Verschwörungstheorien um die BBC

Eine BBC-Reporterin hat von dem Einsturz des Salomon-Brothers-Gebäudes berichtet, bevor sich dieser ereignete. Verschwörungstheoretiker sehen darin ihre These zur Beteiligung der amerikanischen Regierung am Anschlag bestätigt.

11. September 2001: Jane Stadley, Reporterin der britischen BBC, berichtet live aus New York über die Terroranschläge, die an diesem Tag die Welt erschüttern. Um 8 Uhr 46 ist ein Flugzeug in den Nordturm des World Trade Centers (WTC) gekracht; um 9 Uhr 03 eine zweite Maschine in den Südturm eingeschlagen. Wenig später stürzten die beiden Hochhäuser in sich zusammen. Die BBC meldet in einem Fernsehbericht, dass nach den Zwillingstürmen des WTC nun auch das Salomon-Brothers-Gebäude zusammengebrochen sei. Das 176 m hohe Haus neben den Twin Towers, WT7 genannt, ist ebenfalls Teil des WTC-Komplexes. Die eingeblendete Uhr zeigt kurz vor 17 Uhr an. Bei der anschließenden Live-Schaltung nach New York ist das Gebäude deutlich zu sehen - aber: es steht noch. Auf der Einblendung am unteren Bildrand ist zu lesen: "Das 47-stöckige Salomon Brothers-Gebäude in der Nähe des World Trade Centers ist ebenfalls eingestürzt." Tatsächlich ereignet sich der Einsturz des Hochhauses erst zwanzig Minuten später.

Das ist nun Wasser auf die Mühlen von Verschwörungstheoretikern: Was offenbar früher noch niemandem aufgefallen war, kam jetzt durch eine Dokumentation der BBC selbst ("The Conspiracy Files") zutage, in der diese Aufnahmen zu sehen sind. Wie also konnte die BBC wissen, dass das Salomon-Brothers-Gebäude zusammenstürzen würde, bevor dies tatsächlich passierte? Das fragen sich nun Verschwörungstheoretiker - und bringen damit die BBC ins Schwitzen.

Sie berufen sich auf Berichte, wonach die New Yorker Feuerwehr gewarnt worden sei, dass das Gebäude in sich zusammenfallen werde, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Die zeitlichen Ungereimtheiten bei der BBC-Live-Meldung sehen sie als Bestätigung ihrer These, die amerikanische Regierung sei an den Anschlägen beteiligt gewesen. Der BBC wird unterstellt, aus internen Quellen im Voraus Bescheid gewusst zu haben.

BBC erklärt: Resultat von "Chaos und Verwirrung"

Der britische Sender verteidigt sich - die "Vorausmeldung" wäre im "Chaos und der Verwirrung" der Ereignisse zustande gekommen. Die Beteiligung der BBC an einer Verschwörung sei "offenkundig absurd". Der Nachrichtenchef von BBC World, Richard Porter, will Zweifler durch einen Internet-Blog, in dem er eine Chronologie der Ereignisse zusammengestellt hat, überzeugen. 

So leicht lassen sich Verschwörungstheoretiker jedoch nicht abspeisen, schon gar nicht, wenn die BBC die Bänder mit den entsprechenden Stellen nicht mehr besitzt. Ob diese zerstört wurden, verloren gingen oder einfach nicht archiviert wurden ist nicht klar - laut "F.A.Z." behält  die BBC etwa ein Drittel des ausgestrahlten Materials im Archiv auf.

Immoblienspekulant kassierte Versicherungsgelder

Schon länger kursieren Spekulationen über die Anschläge auf das World Trade Center und den Einsurz des Salomon-Brothers-Gebäudes. Neben den Verschwörungstheorien zur Regierungsbeteiligung wird etwa dem Immoblienspekulaten Larry Silverstein die Schuld angelastet: Er hat wenige Wochen vor den Terroranschlägen die Zwillingstürme und umliegender Gebäude gepachtet. Ihm wird unterstellt, das Gebäude zerstört zu haben, um die Versicherungsgelder zu kassieren. 

Neben der britischen Fernsehanstalt hatte auch CNN frühzeitig vom Einsturz berichtet. Beide Fernsehsender stützten sich auf Meldungen von Nachrichtenagenturen und auf Aussagen der New Yorker Polizei, die von einer "Wölbung" sprach und von einem baldigen Kollaps des durch den Einsturz der Twin Towers beschädigten Gebäudes ausging.

Die Darstellung Porters über zeitliche Abfolge der BBC-Meldungen der Ereignisse legt "die Fallgruben der Live-Berichterstattung los, die in der Hitze des Augeblicks und unter dem Druck, ständig neues Material liefern zu müssen, zu Irrtümern führen kann", resümiert die "F.A.Z".

Ein Zusammenspiel von Missverständnissen, Irrtümern, menschlichen Fehlern: Für die Verschwörungstheoretiker ist das keine ausreichende Erklärung. Dabei wollen sie nach eigenen Angaben nur eines: Das Unbegreifbare nachvollziehbar machen. (Red.)


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