Laska: Gesamtschule flächendeckend

Vize-Bürgermeisterin und Schul-Stadträtin Grete Laska über die Einführung der Gesamtschule in Wien ab frühestens 2008/2009.

WIEN. AHS-Unterstufe, Hauptschule und Kooperative Mittelschule sind in der Bundeshauptstadt abgeschafft und durch eine Gesamtschule ersetzt. Im letzten Schuljahr wird geprüft, ob der Schüler in die AHS-Oberstufe oder eine andere Schulform aufsteigen darf. Eine innere Differenzierung nach Leistungsgruppen sorgt für die Förderung von begabten Schülern und Unterstützung jener Kinder, die Probleme haben: Das ist der Plan von Vizebürgermeisterin Grete Laska. „Eine gemeinsame Mittelstufe für 10- bis 14-Jährige zu schaffen, mit optimaler Förderung der Kinder in gemeinsamer Vorgangsweise von Bund und Ländern – das ist das Ziel“, so Laska im „Presse“-Interview.

Derzeit müssen sich Kinder im Alter von zehn Jahren entscheiden, ob sie in eine Hauptschule oder AHS-Unterstufe wollen. Das führt zu dem Ergebnis, dass die AHS-Unterstufe überrannt wird, die Hauptschule als „Restschule“ bestehen bleibt, AHS-taugliche Schüler aus Platzmangel in Gymnasien abgewiesen und in die Kooperative Mittelschule – die Mischform – geschickt werden.

Für Laska ist die Selektion im Alter von zehn Jahren zu früh. Mit der Einführung der Gesamtschule könne erreicht werden, dass sich die Kinder erst mit 14 Jahren entscheiden müssen – wenn sie reif genug seien. Die Diskussion um die Gesamtschule (von SPÖ gefordert und von der VP-Spitze sehr skeptisch beurteilt) ist durch die Ankündigung von Versuchen in Kärnten losgebrochen – eine Kooperation von Bildungsministerin Claudia Schmied (SP) und BZÖ-Landeshauptmann Jörg Haider. Für Laska ist diese Diskussion aber erst der Anfang. Sie rechnet damit, dass im Schuljahr 2008/2009 die ersten Projekte in der Bundeshauptstadt ihren Betrieb aufnehmen: „Wien war immer Vorreiter bei Schulversuchen“, erklärt die Bildungspolitikerin. „Das hat man bei der Kooperativen Mittelschule gesehen.“

Ob die Gesamtschule großflächiger oder als vereinzelte Pilotprojekte eingeführt werde, sei noch nicht vereinbart. „Ich habe die Bildungsministerin allerdings so verstanden, dass in Ballungszentren die Gesamtschule großflächig eingeführt wird; in den Ländern mit vereinzelten Standorten.“

Drei Bereiche müssen bis zum Schuljahr 2008/2009 laut Laska noch geklärt werden, damit die Wien Gesamtschule Realität wird: •Inhalt. In einer öffentlichen Diskussion müsse Eltern vermittelt werden, dass die Gesamtschule die Kinder am besten fördern könne, fordert Laska. Dass die Gesamtschule leistungsfeindlich ist, wie von der ÖVP behauptet, bestreitet sie: „Es gibt eine leistungsfördernde, innere Differenzierung.“ Außerdem gebe es in Österreich bereits Gesamtschulen, z. B. in Teilen Burgenlands, wo keine AHS existiere: „Dort gehen alle in die Hauptschule.“
•Personal. Derzeit gibt es zwei verschieden ausgebildete Lehrer. Einerseits Pädagogen mit Universitätsabschluss, andererseits Lehrer mit Pädak-Abschluss (Pädagogische Akademie). „Das muss dienstrechtlich noch geklärt werden“, meint Laska.
Standorte. Für die Schul-Stadträtin das geringste Problem: „Wir haben Standorte des Bundes und Standorte der Stadt – also zwei Hauseigentümer. Das ist zu lösen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2007)


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