Eine Million Österreicher armutsgefährdet

Besonders gefährdet sind Kinder, Alleinerzieher und Familien mit mehr als zwei Kindern. Das soziale Kapital ist ausschlaggebend.

Nicht nur Vermögen kann vererbt werden - auch Armut und schlechter Bildungsstandard sind "erblich". Das geht aus einer Studie der Statistik Austria über die Einkommens- und Lebensbedingungen in Österreich hervor. Diese hat Sozialminister Erwin Buchinger am Montag präsentiert. Demnach ist rund eine Million Österreicher armutsgefährdet, fast eine halbe Million lebt in "manifester Armut".

Kinder stärker gefährdet

Die Armutsgefährdung von Kindern ist überproportional hoch: Österreicher bis 20 Jahre machen 22 Prozent der Bevölkerung aus, in der Gruppe der Armutsgefährdeten machen sie aber 27 Prozent aus. Besonders gefährdet sind auch Alleinerzieher, Familien mit mehr als zwei Kindern, Ausländer und Personen, deren Eltern bereits schlecht verdient haben.

Armutsgefährdung: Weniger als 900 Euro im Monat

Zu den Zahlen: Zwölf Prozent der Österreicher sind "armutsgefährdet", haben also pro Monat weniger als 900 Euro zur Verfügung. Fünf Prozent können sich wegen ihres niedrigen Einkommens grundlegende Dinge nicht leisten - etwa eine ausreichende Heizung für ihre Wohnung, neue Kleidung, den jährlichen Urlaub, ein Handy, Gesundheitsversorgung oder eine ordentliche Wohnung. Das wird als "manifeste Armut" bezeichnet.

Im Vergleich geht es uns gut

Die Armutsgefährdung in Österreich liegt immer noch unter dem EU-Schnitt. Im Durchschnitt sind nämlich 16 Prozent der Bevölkerung der 25 EU-Staaten armutsgefährdet.

Mit dem geplanten Mindestlohn von 1.000 Euro, der Mindestsicherung und einer "Vollbeschäftigungspolitik" will Buchinger die Armutsgefährdung bis 2010 auf unter elf Prozent senkten. "In etwa diese Größenordnung müsste erreicht werden."

Allerdings gestand Buchinger ein, dass die ab Anfang 2009 flächendeckend geplante "Mindestsicherung" allein nicht ausreichen wird, um die Betroffenen über die Armutsgrenze zu heben. Grund: Die Armutsgefährungs-Schwelle liegt derzeit bei 900 Euro monatlich, die geplante Mindestsicherung bei rund 850 Euro monatlich (genauer: bei 14 mal 726 Euro).

Armutsgefährdung

Armutsgefährdung tritt bei einem Einkommen ein, das weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens ausmacht. Das Medianeinkommen lag 2005 für einen Einpersonenhaushalt bei 1.500 Euro/Monat, das waren 18.000 Euro/Jahr.

(APA/Red.)


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