Günther Barnet im Porträt

Günther Barnet (39) bringt das ohnehin nicht gerade stabile Gerüst des BZÖ zum Wackeln. Dass es gerade der eben erst abgetretene Klubdirektor der Orangen ist, der im Mittelpunkt der aktuellen Turbulenzen steht, überrascht nicht sonderlich. Berufssoldat Barnet gilt als außerordentlicher Heißsporn, der es sich schon mit allen möglichen Parteifreunden angelegt hat, selbst mit dem BZÖ-Gründungsvater Jörg Haider, den er einst als "ältere Operetten-Diva" bezeichnet hatte.

Barnets politische Karriere ist eng mit jener von Ex-FPÖ-Klubchef Herbert Scheibner (heute BZÖ) verbunden, der ihm auch jetzt noch die Stange hält. Ab 1992 arbeitete er im freiheitlichen Parlamentsklub, damals noch als Mitarbeiter von Friedhelm Frischenschlager, später für Scheibner, der ihn auch als Pressesprecher ins Verteidigungsministerium mitnahm. Nach dem unfreiwilligen Ausscheiden des BZÖ aus dem Wiener Gemeinderat verschaffte Freund Scheibner ihm wieder einen Posten, nämlich jenen des Klubdirektors im Nationalrat, den er bis vergangene Woche ausübte.

Wiewohl Barnet eigentlich aus dem rechten Flügel der ohnehin nicht unbedingt links orientierten FPÖ stammt, begann sein Aufstieg als Parteipolitiker just, als sich das BZÖ von den Freiheitlichen lossagte, um eine liberalere jugendliche Bewegung zu gründen. Wohl auch mangels Alternativen wurde er, der die Spaltung des Wiener FPÖ-Klubs in der Bundeshauptstadt vollbracht hatte, zum Chef der Wiener Orangen ernannt. Die Spitzenkandidatur bei der Wien-Wahl ersparte er sich, die peinliche Niederlage für das Bündnis musste Bezirksrat Hans-Jörg Schimanek auf sich nehmen.

Nebenbei frönte Barnet stets seiner militärischen Leidenschaft. Er ist Offizier im Rang eines Hauptmanns und bezeichnet sich selbst als "Heereshochalpinist, Nahkampfgrundausbildner und Militärfallschirmspringer". Von 2003 bis 2004 war der verheiratete Vater eines Sohnes Koordinator des Nationalen Sicherheitsrates im Verteidigungsministerium. Zuletzt tauchte er im Zusammenhang mit der Landesverteidigung im Eurofighter-U-Ausschuss auf, wo er als erste Auskunftsperson diente und mit provokantem Auftreten so manchen Parlamentarier erzürnte.

Barnet gilt im persönlichen Umgang als schwierig. Das Mitglied der Burschenschaft Sudetia Wien ist zwar nicht humorlos, kann aber leicht in Rage geraten, wenn ihm etwas zuwider läuft. Was ihn manchen suspekt macht, ist auch, dass der selbstbewusste Wiener für einen Politiker verdammt oft auch das sagt, was er sich denkt. Der Haussegen mit Bündnischef Peter Westenthaler, der ihn jetzt aus dem orangen Haus warf, hängt schon seit langem schief.

In die Medien gelangte Barnet schon früh, nämlich als der Mitarbeiter der österreich-slowenischen Gesellschaft 1992 an der österreichisch-slowenischen Grenze wegen des Verdachts des Schmuggels von Maschinengewehr-Munition nach Kroatien angehalten, später von diesem Vorwurf aber rechtskräftig freigesprochen wurde. Damals hieß er noch Enzendorfer, sein Bubenname. Die Grünen attestierten Barnet später, ein Mann mit rechtsextremem Hintergrund zu sein, was die FPÖ empört zurückwies. Barnet war Mitglied der Siegfriedskopf-Plattform, die sich für den Erhalt dieser umstrittenen Plastik in der Aula der Wiener Universität einsetzte.

Am Freitag soll in einer Sitzung des Bündnisteams entschieden werden, wie es mit Barnet parteipolitisch weitergeht. Wenigstens wird er dann am Samstag bei seiner Feier zum 40. Geburtstag wissen, ob er noch orange ist oder nicht.


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