Banken-Ausschuss: Das 20-Millionen-Geschenk

Investmentbanker Wolfgang Flöttl beteiligte sich an Amis-Vorgänger-Firma – und verzichtete auf Rückzahlung.

Wien. Eine unerwartete Querverbindung zwischen Bawag- und Amis-Skandal tauchte am Mittwoch im Banken-Untersuchungsausschuss auf. Wolfgang Flöttl, jener Investmentbanker, der mit hochriskanten Karibik-Geschäften Bawag-Milliarden in den Sand gesetzt hatte, war de facto Eigentümer der Amis-Vorgängergesellschaft AMV.

Gegründet wurde die AMV 1991 von Dagmar Partik-Wordian, der Ehefrau eines Bawag-Vorstands. Flöttl war laut der Aussage von Partik-Wordian stiller Gesellschafter der AMV mit einer Einlage von einer Million Dollar, zum damaligen Wechselkurs rund zwölf Millionen Schilling. Bei einem Grundkapital der Gesellschaft von 500.000 Schilling war Flöttl damit praktisch Eigentümer der AMV.

Die Auflage des Investmentbankers: Niemand dürfe von seiner Beteiligung erfahren, vor allem nicht sein Vater, der damalige Bawag-Generaldirektor Walter Flöttl. Die Auflage ist brisant: Gerade zum damaligen Zeitpunkt hatte der Bawag-General seinem Sohn Spielkapital in die Hand gegeben, um hochriskante – damals noch nicht verlustbringende – Geschäfte abzuwickeln. Sollte er nicht erfahren, dass ein Teil des Geldes für vergleichsweise harmlose Wertpapiergeschäfte verwendet wurde? Die AMV verkaufte damals Bundeswertpapiere und Aktien aus Österreich und Deutschland. Oder sollte nicht bekannt werden, dass die Ehefrau eines Vorstandskollegen mit Startkapital versorgt wurde? Eine Klärung der Frage wird wohl erst eine Befragung Flöttls durch den U-Ausschuss bringen.

Jedenfalls erfuhr Flöttl senior im Jahr 1994 von der Beteiligung seines Sohnes an der AMV, worauf der Investmentbanker tatsächlich als stiller Gesellschafter ausstieg. Sein Geld verlangte er aber nicht zurück. Und zwar auch dann nicht, als die Geschäfte der AMV in die neu gegründete Amis übergeführt wurden. Zurück blieb von der AMV nur noch eine Firmenhülle mit Schulden bei Wolfgang Flöttl. 1998 verzichtete Flöttl dann auf die Rückzahlung seiner Einlage, die inklusive Zinsen inzwischen auf 20 Millionen Schilling angewachsen war. Diese Verzichtserklärung erfolgte relativ formlos, nämlich mittels eines Telefongesprächs und eines E-Mails.

Der Grund, laut Partik-Wordian: Die Gesellschaft habe kein Geld gehabt, eine Rückzahlung hätte zur Insolvenz geführt. Allerdings war die 1998 gegründete Amis, die von Partik-Wordian sowie den Vorständen Dietmar Böhmer und Harald Loidl gegründet wurde und die Geschäfte der AMV weiterführte, keineswegs wertlos. Als Partik-Wordian 2000 aus der Amis ausstieg, erhielt sie für ihre Anteile immerhin noch 1,4 Millionen Euro. Ausschuss-Vorsitzender Martin Graf (FPÖ) formulierte es drastisch: „Wir wollten immer wissen, wo die Flöttl-Millionen geblieben sind. Jetzt haben wir zumindest einen Zipfel davon: In Ihrer Tasche.“

Nichts hatte Flöttl mit den Betrügereien der Amis zu tun. Die fielen in die Verantwortung der Vorstände Böhmer und Loidl.

Inline Flex[Faktbox] DER AMIS-SKANDAL("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2007)


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