KULTURPOLITIK: Orchester „geht spazieren“

Die Grünen kritisieren die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) wegen langer Musiker-Leerzeiten.

Bei vollen Bezügen wird das 80-köpfige Orchester der Vereinigten Bühnen Wien (VBW) von Jänner bis Juni 2008 ohne Beschäftigung sein, kritisiert die Kultursprecherin der Wiener Grünen, Marie Ringler. Dem Management sei es nicht gelungen, eine Tournee mit einem „Best of“ zu organisieren. Das Musical der Pop-Gruppe Queen „We will rock you“, das ab Jänner '08 im Raimundtheater läuft, benötigt nur eine Band von acht Personen, die von der englischen Produktionsfirma beigestellt wird. Mit dem Mel-Brooks-Musical „The Producers“ wird Ende Juni 2008 das neuerlich restaurierte Ronacher wieder eröffnet. Die im Frühjahr 2008 in der Halle E des Museumsquartiers stattfindende Show „Forbidden Ronacher“ (in Anlehnung an die Persiflage „Forbidden Broadway“) setzt nur rund 20 Musiker und Musikerinnen bei den 20 Aufführungen ein.

Rechnungshof-Kritik ignoriert

„Fünf Monate ist somit der größte Teil des Orchesters nicht beschäftigt. Ein Viertel spielt vier Wochen in der Halle E“, rechnet Ringler vor: „Wenn man die Orchester-Gehälter aus dem Jahr 2001 hochrechnet, kommt man auf 1,2 bis 1,5 Mio. Euro, die verloren gehen.“ 2001 kritisierte der Rechnungshof die mangelnde Auslastung des Orchesters, außerdem, dass für verfallene Dienste (Auftritte) jährlich 5,3 Mio. bis 11,5 Mio. Euro aufgewendet werden müssen. Ein Versuch, das Orchester auszugliedern, misslang.

Die Arbeitsbedingungen für die VBW-Beschäftigten werden immer schwieriger, fand Ringler, die Bühnendienstverträge des künstlerischen Betriebsrates liefen 2006 aus, „obwohl Betriebsräte nicht kündbar sind. Daher sind auch arbeitsrechtliche Verfahren anhängig.“ Insgesamt bieten die VBW das Bild eines „wohlstandsverwahrlosten Sorgenkindes. Es gibt sein Geld mit vollen Händen aus, bis es merkt, dass Papas Taschengeld zu Ende ist, dann nimmt es den Mitschülern ihr Geld weg. Die VBW sind sichtlich nicht imstande, mit ihren Ressourcen umzugehen. Erst wird munter verschwendet und das hervorragende Orchester nicht beschäftigt, dann setzt man den Künstlern die finanziellen Daumenschrauben an“, erklärt Ringler. bp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2007)

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