Licht am Tag: Verwirrspiel geht weiter

Bruckberger
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Die Politik will Strafen für Licht-Verweigerer abschaffen, plant umgekehrt aber Kampagnen, die eben dafür werben sollen.

Nicht einmal zwei Jahre nach der Einführung von Licht am Tag geht es diesem von Anfang an umstrittenen Projekt zur Hebung der Verkehrssicherheit an den Kragen. Verkehrsminister Werner Faymann (SP) und Innenminister Günther Platter (VP) kündigten heute  an, einen entsprechenden Antrag an das Parlament stellen zu wollen. Hauptverantwortlich für den Entschluss ist eine Studie, die "Licht am Tag" bei hellem Sonnenschein eine unnötig ablenkende Wirkung attestiert.

Studie von Ernst Pfleger

Basis für die Argumentation Faymanns, Licht am Tag nun abzuschaffen, ist eine Studie, die der Wiener Unfallforscher Ernst Pfleger während der Sommermonate in Rekordzeit durchgepeitscht hat. Sie kommt zu dem Schluss, "dass die derzeitige Form von Licht am Tag mit Abblendlicht zwar andere Pkw kurzfristig früher erkennen lässt, dieser Vorteil aber durch die längere Ablenkung aufgehoben wird". Pfleger ist übrigens jener Wissenschaftler, der vor genau einem Jahr und ebenfalls per Studie Hubert Gorbachs Tempo-160-Versuch "keine signifikante Gefahrenerhöhung" attestierte. Auftraggeber damals war - wie heute - das Verkehrsministerium.

"Durch die Lichtüberflutung sind schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger, Radfahrer und Kinder benachteiligt", betonte Platter. Zudem gebe es keine Unterscheidung zu den Einspurigen, was dazu geführt hat, dass deutlich mehr Verkehrstote bei Mopeds und Motorrädern zu beklagen waren.

Licht an in der Dämmerung

In der Dämmerung oder bei schlechten Sichtverhältnissen allerdings sollte weiterhin das Abblendlicht eingeschalten werden, unterstrichen beide Minister. Dies wäre bereits vor "Licht am Tag" so gewesen. Damit dies von den Verkehrsteilnehmern auch beherzigt wird, ist eine große Aufklärungskampagne mit den Autofahrerclubs geplant, mit deren Hilfe die Eigenverantwortung gestärkt werden soll.

Zudem hofft Faymann, dass schon bald eine Richtlinie der EU verabschiedet wird, die der Autoindustrie eine Norm zu einem speziellen Taglicht auferlegt, das zu keiner Blendung führt und Dank LED-Leuchten kein zusätzliches Benzin verbraucht. Derzeit würden nämlich durch "Licht am Tag" zusätzliche 250.000 Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen, und jeder Autofahrer gibt 40 bis 60 Euro mehr für Sprit aus. Eine Alternative zum speziellen Taglicht wäre ein Dämmerlicht, das sich durch Sensoren selbsttätig einschaltet.

Gestraft wird weiterhin

Was das Thema Strafen betrifft, so wird die Regelung bis zu einem entsprechenden Parlamentsbeschluss weiterhin exekutiert. Wer sich danach noch immer sicherer mit "Licht am Tag" fühlt, kann dies ruhig einschalten. Platter und Faymann versicherten, dass dies auch bei 35 Grad Celsius und strahlendem Sonnenschein weiterhin sanktionslos möglich sein wird. (APA/Red.)

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