Gemeinderatswahl: (Wahl-)Kampf um Graz: Alle gegen den Bürgermeister

Michaela Bruckberger
  • Drucken

Von orangen Besen, blauen Schafherden, schwarzen Telefonstunden, grünen Spieleabenden und roter Kandidatensuche.

GRAZ. Die Kleinen schreien am lautesten. Gegen die „verlotterten Zustände der Fünferbande im Rathaus“ – gemeint sind die fünf Gemeinderatsfraktionen ÖVP, SPÖ, KPÖ, Grüne und FPÖ – wettert da der nach Graz geeilte BZÖ-Bundeschef Peter Westenthaler anlässlich der Listenpräsentation für die Gemeinderatswahl am gestrigen Montag. Und sein Spitzenkandidat und Parteigeneralsekretär Gerald Grosz wiederholt sein Versprechen: „Wir säubern Graz“.

Mit orangen Besen und Hochdruckreinigern will das BZÖ bis zum Urnengang am 20. Jänner „die Heimat verteidigen“ und den Weg für ein ehrgeiziges Ziel frei kehren: Auf sieben Prozent hat Westenthaler die Latte gelegt.

Die größte Gefahr für Orange geht wohl von den Blauen aus. Mit massiver Unterstützung von Bundesparteichef Heinz-Christian Strache und scharfrechten Parolen will Frontfrau Susanne Winter punkten. In ihrem Umfeld sorgt vor allem ihr Sohn für Aufregung. Als Obmann des RFJ forderte er beispielsweise „eine Schafherde im Stadtpark als Sofortmaßnahme gegen türkisch-muslimische Vergewaltigungen grasen zu lassen.“ Denn: „Geschlechtsverkehr mit Tieren scheint im Islam eine gewisse Tradition zu haben.“ Die Grünen erstatteten Strafanzeige gegen den politischen Erzfeind. Gleichzeitig konkretisierte Spitzenkandidatin Lisa Rücker ihr Ziel, am Wahlabend „unbedingt vor der FPÖ zu liegen“. Stimmung machen will man unter anderem mit Spieleabenden oder einem Retro-Fernsehabend.

Zurück in die Vergangenheit und damit wieder stimmenstärkste Partei werden will auch die Grazer SPÖ. Spitzenkandidat Walter Ferk stellte dafür mit der Sozialexpertin Waltraud Haas-Wippel eine selbst intern wenig bekannte Überraschungskandidatin als Listen-Vierte vor. Erste Wahl dürfte sie auch für Ferk nicht gewesen sein: „Einige haben sich aus familiären oder beruflichen Gründen anders entschieden“, begann er ihre Vorstellung auf eher unkonventionelle Art.

Und die ÖVP? Setzt auf Wohlfühlparolen und Bürgernähe. Zumindest per Telefon: Bürgermeister Siegfried Nagl lädt heute ab acht Uhr zu einer morgendlichen Telefonsprechstunde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.