Wien errichtet neue Unterkunft für 600 Flüchtlinge

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Ende Jänner soll im 21. Bezirk ein neues Flüchtlingsheim in Betrieb gehen. Sein Betrieb ist vorerst bis 30. September befristet.

Wien. „Der Fonds Soziales Wien (FSW) hat mich informiert, dass er eine Einrichtung für Schutzsuchende in Floridsdorf plant.“ Mit diesen Worten präsentierte der Floridsdorfer Bezirksvorsteher, Georg Papai, am Mittwoch die Details zu einer Flüchtlingsunterkunft, die nun auf den ehemaligen Simmering-Graz-Pauker-Gründen eingerichtet wird – mit der Unterstützung von Siemens.

Dort, wo das ehemalige Simmering-Graz-Pauker-Gelände an die Siemensstraße grenzt, sollen Ende Jänner „in drei Häuser jeweils 200 Kriegsopfer“ einziehen, wie Papai erklärte. Derzeit laufen die Adaptierungsarbeiten, um die ehemaligen Bürogebäude in Wohnhäuser für 600 Flüchtlinge umzuwandeln. Dabei soll es sich vor allem um Familien handeln. Betreut werden die Flüchtlinge vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und der Caritas. Wobei der Betrieb des Flüchtlingsheims bis 30. September befristet ist. Dann müssen die Bürogebäude wieder an Siemens zurückgegeben werden.

„Ich sehe es als klare politische Verantwortung, Kriegsflüchtlingen zu helfen“, betonte Papai: „Es ist aber auch klar, dass es Begleitmaßnahmen geben wird, damit es zu keiner Belastung für die Bevölkerung kommen wird.“ Nachsatz: „Ich erwarte mir eine professionelle Betreuung, die den Flüchtlingen auch die klaren Regeln für das Zusammenleben in Österreich vermittelt“, erklärte der Bezirkschef.

Um Probleme zu vermeiden, wird es in den Häusern in Floridsdorf eine Tagesbetreuung geben: „Damit die Flüchtlinge ihre Tagesfreizeit sinnvoll nutzen können.“ Gleichzeitig installierte Papai eine Hotline beim Bürgerdienst des Bezirks, an die sich die Floridsdorfer wenden können, falls es wider Erwarten doch Probleme gebe (Tel.: 01/502 55-21). „Es wird jedem Anruf, jedem Problem nachgegangen. Es wird nichts vertuscht“, stellte der Bezirkschef in Anspielung auf Köln und Vorfälle in Schweden klar. Deshalb wurde eine Kommission eingerichtet, „die jede Beschwerde bearbeitet“, wie Papai versicherte.

5200 derzeit in Notquartieren

Probleme erwartet der SP-Bezirksvorsteher aber nicht: „Erstens haben wir seit zehn Jahren schon zwei derartige Einrichtungen für Schutzsuchende, wo es keine Schwierigkeiten gibt.“ Und: „Es gibt auf dem Gelände keine unmittelbaren Anrainer und im weiteren Radius keine Wohnanlagen.“ Trotzdem würden die Bewohner nun „persönlich informiert, um Ängste zu nehmen“. Wobei die Polizei einen Raum in den Gebäuden zur Verfügung hätte, „um vor Ort zu helfen“: „Wir werden professionell helfen, aber auch massiv darauf schauen, dass Regeln eingehalten werden“, so Papai.

Anita Bauer, FSW-Vizechefin, betonte, dass die Besiedelung des Flüchtlingsquartiers nicht schlagartig, sondern stufenweise geschehen werde – die ersten 50 sollen in Kürze einziehen. Gleichzeitig erklärte Bauer, dass derzeit 5200 Flüchtlinge in Notquartieren in Wien untergebracht sind. Ein neues großes Flüchtlingsquartier in Wien sei derzeit aber „nicht in der Pipeline“ – auch wenn sich die Situation schnell ändern könne, so Bauer.

In Anspielung auf Köln versicherten Caritas und ASB, dass es in dem Flüchtlingsheim ein „engmaschiges Betreuungsnetz mit Sozialarbeitern“ gebe: „Falls irgendwo Frauen belästigt werden, wird es sofort Konsequenzen geben.“ (stu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2016)

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