ÖH-Wahl: Schwarzer Triumph, SP-Katzenjammer

Die VP-nahe Aktions-Gemeinschaft im Siegestaumel. Der geschlagene VSStÖ fühlt sich als Opfer der SP-Bundespolitik. Die nächste ÖH-Spitze ist noch offen.

WIEN.  Sogar Wissenschaftsminister Johannes Hahn schaute Donnerstag noch spätabends in der ÖH-Wahlzentrale in der Taubstummengasse in Wien vorbei. Die Wahl der Hochschülerschaft für die nächsten beiden Jahre war geschlagen. "Aber die Krawatte lass ich an", sagte er, ehe er sich, still und leise, unter die rund 30 Studentenvertreter mischte. Ein bisschen Small Talk mit der Jugend eben. Wahlberechtigt waren rund 220.000 Studenten - aber nur ein knappes Drittel hat sich überhaupt beteiligt.

Für Hahn sicher nicht unangenehm, obwohl er das vor Journalisten nicht näher kommentieren wollte: Die VP-nahe Aktionsgemeinschaft (AG) war der Triumphator des Abends: Zugewinne von vorerst 14 Mandaten an mehreren großen Unis wie der Bodenkultur Wien.

An der großen Universität Wien mit insgesamt 15 Mandaten für die Bundesvertretung erhöhte die AG von 3 auf 4 (ein Mandat luchste sie den Kommunisten ab), an der Veterinärmedizin gewann sie das einzige Mandat von den unabhängigen Fachschaftslisten (FLÖ) dazu.

"Unser Haus, unser Haus"

Die AG ließ bereits beim Eintreffen der ersten Ergebnisse ausgiebig die Korken knallen und meldete mit Sprechchören ("Unser Haus, unser Haus") schon Anspruch auf die nächste ÖH-Führerschaft, also auch die Büros in der Hochschülerschaftszentrale, an. "Ab morgen heißt es verhandeln, verhandeln, verhandeln", so AG-Spitzenkandidat Samir Al-Mobayyed über eine mögliche (bürgerliche) Koalition, die auf Rot-Grün (seit 2001 im Amt) folgen könnte. Die Unterstützung der FLÖ (bisher: 11 Mandate) ist ihm freilich noch nicht sicher.

»"Wir haben die Rechnung für die SP-Bundespolitik bekommen."
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Lisa Schindler (VSStÖ)

Ein tristes Bild bot der Titelverteidiger, der SP-nahe VSStÖ, der bei der ÖH-Wahl 2005 noch 16 Mandate geholt hatte: Das dicke Stimmen- und Mandatsminus an mehreren Unis machte Spitzenkandidatin Lisa Schindler schwer zu schaffen, die nach Noch-ÖH-Chefin Barbara Blaha für den VSStÖ in den Ring gestiegen war. Wie sie sich die Niederlage erkläre? "Wir haben die Rechnung für die SP-Bundespolitik präsentiert bekommen", sagte sie. Weil nämlich die Kanzlerpartei in der Regierung mit der ÖVP entgegen anders lautenden Versprechen nicht die Studiengebühren abgeschafft hat.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge präsentierte sich Fanny Rasul, Spitzenkandidatin der Grün-Alternativen (GRAS, bisher 14 Mandate). An manchen Unis habe man eben Mandatare fürs Studierendenparlament eingebüßt, anderswo zugelegt. Leid tue es ihr um die "linke Koalition" insgesamt bleibe diese aber Wunschkoalition. Man werde im linken Segment (etwa bei den Kommunistischen Studenten) um Unterstützung für eine Fortsetzung werben.

Wie AG-Spitzenkandidat Al-Mobayyed seinen Erfolg erklärt? Seine Stimme ist zwischen dem Geklatsche und Gejohle der Heerschar seiner Fraktionsmitglieder und Sympathisanten kaum zu verstehen, Alkohol ("zur Feier des Tages") ist in der Gruppe schon genug geflossen. "Wir hatten die besseren Themen, denn wir machen zuerst Service und dann erst Gesellschaftspolitik."


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