Neues Terrorvideo – Drohung gegen Österreich

Die Presse
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In einem Video fordert Globale Islamische Medienfront die Freilassung inhaftierter Terrorverdächtiger.

WIEN (eko/no).Österreich werde es bereuen, wenn „die in Wien festgenommenen Geschwister“ nicht freigelassen werden. Das ist Kernbotschaft eines Videos, das dem Team der ORF-Sendung „Report“ zugespielt wurde. Die Rede ist von Mohamed M. und seiner Frau, die am 12. September wegen Terrorverdacht festgenommen worden waren.

Den beiden wird vorgeworfen, Kontakte zur al-Qaida gehabt zu haben und für ein weiteres Drohvideo, verantwortlich zu sein, das im heurigen März aufgetaucht war. Damals hatte ein vermummter Sprecher der Gruppe „Stimme des Kalifats“ Drohungen gegen Deutschland und Österreich verlesen, gepaart mit der Aufforderung, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Österreich, das mit vier Soldaten in der Krisenregion vertreten ist, wurde damals auch indirekt mit Anschlägen auf Tourismuseinrichtungen gedroht.

Im aktuellen Video, das von der „Globalen Islamischen Medienfront“ (GIMF) in Umlauf gebracht wurde, wird konkret auf die Sicherheit der österreichischen Soldaten in Afghanistan angespielt – „da die Taliban eine Winter-Offensive angekündigt haben“. Während die Drohungen von einer verzerrten Stimme verlesen und per Untertitel eingeblendet werden, sind auch die österreichischen Flagge und Fotos von Mitgliedern der Bundesregierung zu sehen. Zuvor werden Ausschnitte von den Terroranschlägen des 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York gezeigt. Beim Einschlag der Flugzeuge wird von den „gesegneten Operationen gegen das Herz der Kreuzfahrer und ihrer Verbündeten“ gesprochen.

Ministerium: Keine akute Bedrohung

Im Innenministerium will man aus dem Video aber keine konkrete Bedrohung oder Änderung der Sicherheitslage ableiten. Das Video werde derzeit ausgewertet, in erster Linie würden sich die Drohungen aber gegen Deutschland richten, erklärt Ministeriums-Sprecher Rudolf Gollia. Die Regierungsmitglieder seien darüber informiert worden, dass sie in dem Video genannt werden, doch letztlich nur, „damit sie es nicht aus den Medien erfahren müssen.“

Hinweise auf den Urheber des Videos gibt es laut Innenministerium noch keine. Man sei aber schon seit einigen Tagen im Besitz der Aufnahmen und arbeite gemeinsam mit dem Deutschen Bundeskriminalamt an der Aufklärung. Dass der Clip gezielt einigen Medien zugespielt wurde, deute aber jedenfalls darauf hin, dass damit medial „ein möglichst großer Wirbel geschlagen“ werden solle. Ähnlich der Tenor des deutschen Innenministers Wolfgang Schäuble, der zu „Gelassenheit und Geschlossenheit“ riet.

Dass es sich um einen Trittbrettfahrer handeln könnte, wird in Wien intensiv geprüft, zumal es kurz nach der Verhaftung der beiden Verdächtigen eine ähnliche Drohung gegeben haben soll, die es nicht in die Medien schaffte. Ähnliches gilt für eine linkisch formulierte handschriftliche Drohung gegen Ministerien vergangene Woche, die mit al-Qaida gezeichnet war und nun kursiert.

Die Globale Islamische Medienfront ist ein deutschsprachiger Ableger der arabischsprachigen „Global Islamic Media Front“, die seit 2003 Propaganda für al-Qaida macht. Mohamed M. soll aktiv bei der Gruppe mitgewirkt haben. Die Website ist – mittlerweile unter einer neuen Adresse – wieder online. Zugang gibt es nur für registrierte Mitglieder, die nach einer Vorstellung von den Administratoren persönlich freigeschaltet werden müssen. Das aktuelle Video war dort für heute, Mittwoch, mit Bannern angekündigt worden.

WAS BISHER GESCHAH

Video 1: Die „Stimme des Kalifats“ fordert Österreich und Deutschland am 11.3.2007 auf, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen.

Festnahme: Am 12.9. werden drei Verdächtige verhaftet – sie sollen hinter dem Video stecken. Zwei sind noch in U-Haft.

Video 2: Am 20.11. fordert die „Globale Islamische Medienfront“ per Video die Freilassung der Inhaftierten. [Screenshot/ORF-Report]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2007)

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