Hermann Maiers Headquarter

(c) APA (Calle Törnström)
  • Drucken

Der Salzburger will mit Head durchstarten. Eine Million Euro als Zusatz-Motivation?

SALZBURG. Das Tauziehen der Skihersteller um Hermann Maier und dessen Entscheidungsfindung hatten Wochen, wenn nicht Monate gedauert, „weil's mit dem Kopf zu machen war, nicht aus dem Bauch.“ Letztlich aber ging alles sehr schnell. Seit Mittwoch ist fix, dass Hermann Maier der Atomic-Ära den Rücken kehrt, um mit dem kompletten Set von Head in eine Zukunft zu starten, die die glorreiche Vergangenheit einholen soll. Der Wechsel vollzog sich ohne Medienrummel in Salzburg, wo Head-Boss Johann Eliasch seinen neuen Superstar präsentierte. Insider munkeln, dass ihm Eliasch den Wechsel mit einem finanziellen „Zuckerl“ versüßt hat. Angeblich soll er ein Saisonfixum von einer Million Euro kassieren.

Erste Priorität: Abfahrt, Super G

Nach Dank-Floskeln an seinen langjährigen Ausrüster, den er nach Enttäuschungen im WM-Winter verlassen hatte, begründete Maier, warum er nach „reiflicher Überlegung“ umgestiegen sei. „Solange ich Rennen fahr, brauch ich neue Motivation und Reize, die mir Head gibt. Ich hoffe, dass ich Freude entwickeln und zu alter Form zurückfinden kann.“ Nachsatz: „In meiner Karriere war schon alles da – nur einen Materialwechsel gab es nie!“ Maier fährt künftig mit Ski, Schuh, Bindung von Head, wo er in Miller, Cuche, Büchel, Grugger, Buder harte Abfahrts-Konkurrenz vorfindet. Und für Maier haben Abfahrt und Super G Priorität. Schon im Sommer-Training, das im Juli in Chile statt in Neuseeland stattfindet.Maier-Intimus und Gruppentrainer Andi Evers „ist froh, dass die Entscheidung gefällt ist. Nach so vielen Jahren hat Hermann neuen Reiz gebraucht. Wenn er Bode als Reizfigur im Team hat, ist es kein Nachteil!“ Für Alpinchef Hans Pum wieder bedeutet Maiers Entscheidung „den Beweis, dass er es noch einmal wissen will. Er hat in seinem Alter eine neue Herausforderung akzeptiert, um daraus das Beste zu machen!“ Pum ist überzeugt, dass Hermann wieder Rennen gewinnen werde – trotz Miller, Cuche, „mit denen er schon im Atomic-Team war. Jetzt fahren's halt Head!“

Während Atomic-Rennchef Rudi Huber bedauert, mit Maier eine jahrelange Galionsfigur verloren zu haben, betont er auch, „dass wir ein faires Angebot gemacht haben, in schweren Zeiten für die Ski-Industrie. Wir hätten auch die Ausnahme gemacht, dass er einen anderen Schuhhersteller wählen darf.“ Mit Edi Unterberger hätte er den vertrauten Servicemann gehabt, das Umfeld wäre gewesen wie in besten Tagen, „also kann ich mir den Wechsel nur mit finanziellen Motiven erklären, „schließlich hat Atomic die beste Saison hinter sich.“ Übrigens ohne einen Sieg von Maier...

„Tapetenwechsel nötig“

Für ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel habe Geld keine Rolle gespielt. „Wenn du dein Leben lang eine Marke fährst, brauchst einmal Tapetenwechsel!“ Der Boss hofft auf „einen sportlichen Schub. Wenn andere damit schnell sind, will er es auch sein.“ Ein Psycho- samt Placebo-Effekt. Der Glaube, mit neuem Ski wieder der Alte zu sein, könne Wunder wirken, ist er überzeugt. Jetzt liegt es an Maier, zu beweisen, dass er aus dem Material ist, aus dem Sieger geschnitzt sind. Head-Rennleiter Salzgeber jubelt: „Wir haben einen dicken Fisch geangelt!“

MARKENWECHSEL

Maier und Atomic waren seit Anfang verbunden, „in allen Höhen und Tiefen“ (Rudi Huber).

Kritische Töne. Maier schob die Schuld für Talfahrten buchstäblich in die (Atomic)Schuhe, mit denen er kein Set-up fand.

Angebote. Atomic und Head angeblich pari, das neue Umfeld (Rennchef Salzgeber, Ex-Kollege Greber) soll entschieden haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.