Ein „Otto Maximale“ wird niemals leiser treten

(c) Gepa (Hans F. Punz)
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Jubilar. Trainer-Legende Baric feiert Dienstag den 75. Geburtstag.

Zagreb. „Schauen Sie, das Alter ist nicht so wichtig. Ich bin wieder topfit, fühle mich sicher um zehn Jahre jünger.“ Bei Otto Baric, dem erfolgreichen Trainer, der in Österreich sieben Mal Meister geworden ist, könnte man fast den Eindruck gewinnen, er hat die Zeit einfach angehalten. Dass er am Dienstag 75 Jahre alt wird, das würde er am liebsten verheimlichen. Viel wichtiger ist ihm, dass er vor Energie sprüht, diesen Enthusiasmus, der ihn in Europa berühmt gemacht hat, lebt. Auch als Teamchef von Albanien. Die Beschwerden (Atemlosigkeit, Bandscheiben) sind wie weggeblasen, seiner Meinung nach stünde einer Vertragsverlängerung in Tirana nichts im Wege. „Kleine Korrekturen in der Organisation – und weiter geht es.“

Alte Stärken, neues Glück

Baric, geboren in Kärnten in Eisenkappel, den hat den Fußball in Österreich zweifelsfrei geprägt. Er erreichte als Trainer mit zwei verschiedenen Mannschaften (Cup der Cupsieger mit Rapid und Uefa-Cup mit Salzburg) ein Europacup-Finale, er räumte hierzulande wie kein anderer in der Nachkriegszeit ab. Anfang der 70er-Jahre begann die Erfolgsstory in Innsbruck, sie setzte sich fort in Hütteldorf, erreichte eine neue Blüte in Salzburg. Mit ausländischen Vereinen klappte es hingegen nicht so gut. In Stuttgart wurde Baric vorzeitig entlassen, auch in der Türkei bei Fenerbahce gab es kein Happy End.

Die Arbeit als Klub-Trainer zu arbeiten, die tut sich Otto Baric nicht mehr an. Als Sportdirektor aber sieht er auch noch eine Zukunft, wenn er den Job in Albanien erledigt hat. Auch in dieser Tätigkeit hat der Jubilar Erfahrung. Schließlich hat er das bei Dinamo Zagreb bewiesen. Und eine ähnliche Rolle hat der Familienvater – der Sohn ist ein erfolgreicher Architekt – auch schon einmal für Frank Stronach gespielt. Nämlich als persönlicher Berater für den Austrokanadier in Sachen Austria.

Aus Baric ist in Österreich rasch der „Otto Maximale“ geworden, es gibt im Fußball keinen zweiten Menschen, der das Wort „maximal“ so oft verwendet wie er. Und maximal engagiert hat sich der Teamchef immer. „Für den Fußball werde ich immer leben“, meint er. Wobei sich an seinen Stärken bis heute nichts geändert hat. Baric ist ein Taktiker, er ist in der Lage, einen Gegner genau zu zerlegen, in alle seine Bestandteile. Und dann pflegt er zu sagen: „Schauen Sie: Der Gegner ist objektiv besser als wir. Aber ich erfinde ein bis zwei taktische und/oder personelle Züge – und wir haben eine Chance.“

Auch an Unterhaltungswert hat ein Otto Baric nichts eingebüßt. Wenn der Motivationskünstler loslegt, dann kann man erahnen, dass der Glaube tatsächlich Berge versetzen kann. Von seinen Spielern verlangt er freilich immer und überall das Maximum. Dazu gibt es nur eine einzige andere Möglichkeit: „Ich verlange ein Million Prozent.“ Und er hat es auch immer verstanden, von seinen Vereinspräsidenten das Maxim um zu verlangen. An Geld und Möglichkeiten, um „besondere Spieler“ an Land ziehen zu können. Auch seine Transferpolitik war hierzulande legendär, Fehlgriffe erlaubte sich der Trainer fast keine. Ganz im Gegenteil, viele seine „Erfindungen“ haben groß eingeschlagen.

„Keine Extra-Kicker“

Als Albaniens Teamchef wird Baric die Qualifikation für die Euro 2008 in Österreich und der Schweiz nicht schaffen, um Luxemburg zu schlagen, reicht es allerdings allemal. Und in der Fifa-Weltrangliste hat die Balkan-Elf (Rang 69) Rotweißrot (81) längst überrundet. „Österreich hat derzeit keine Extra-Kicker“, so das Baric-Urteil. Ein Länderspiel gegen die Hickersberger-Truppe würde ihn natürlich „maximal“ reizen. Um zu sehen, ob die österreichischen EM-Hoffnungen auch hungrig genug sind. „Schauen Sie, im Fußball ist das so – millionenprozentig!“

ZUR PERSON

Otto Baric (* 19. Juni 1932 in Eisenkappel).

Größte Erfolge: Finalist im Europapokal der Pokalsieger: 1985 (Rapid), Finalist im UEFA Cup: 1994 (Salzburg), 7 x Österreichischer Meister: 1971, 1972 (W. Innsbruck), 1983, 1987, 1988 (Rapid), 1994, 1995 (Salzburg), 1 x Kroatischer Meister: 1997 (Dinamo Zagreb), 3 x Österreichischer Pokalsieger: 1984, 1985, 1987 (Rapid), 1 x Kroatischer Pokalsieger: 1997 (Dinamo Zagreb).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2007)

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