Doping-Beichten am laufenden Band: "Habe gedopt weil es ging"

Doping-Affäre bei Rad-Team T-Mobile. Erik Zabel, Rolf Aldag und Udo Bölts gestehen die Verwendung unerlaubter Mittel. Georg Totschnig, 1997 bis 2000 beim Team unter Vertrag, will von den Doping-Eskapaden nichts mitbekommen haben.

Der Sportdirektor des deutschen Radrennstalls T-Mobile, Rolf Aldag, und der noch aktive Radsport-Star Erik Zabel haben in einer Pressekonferenz in Bonn Doping mit EPO zugegeben. Die Deutsche Telekom wird trotz der zahlreichen Doping-Geständnisse von ehemaligen Radsportler des früheren Team Telekom nicht aus dem Sponsoring aussteigen.

"Wir bleiben drin", sagte Konzernsprecher Philipp Schindera. Das Engagement sei derzeit zwar nicht Image fördernd, erklärte der Leiter der T-Mobile-Sportkommunikation, Christian Frommert. Dennoch habe sich T-Mobile für ein Weitermachen entschieden. Allerdings müsse der Weg der Aufklärung weiter gegangen werden.

Zabel gab unter Tränen zu, vor und in der ersten Woche der Tour de France 1996 mit EPO gedopt zu haben. "Ich habe gedopt, weil es ging", erklärte der 36-jährige Sprintstar, der seit seinem Abschied von T-Mobile für das Team Milram fährt. "Das war ein Test, das war einmalig." Zabel droht damit eine automatische Zwei-Jahres-Sperre wegen Dopings.

"Ich bin bereit, Konsequenzen zu tragen", versicherte Zabel, der sechsmal das Grüne Trikot des besten Sprinters bei der Tour de France gewonnen hat. Wie Zabel entschuldigte sich auch Aldag, der jahrelang als Edelhelfer an der Seite des ebenfalls des Dopings verdächtigten Jan Ullrich für den T-Mobile-Vorgänger Team Telekom gefahren war, öffentlich für seine Verfehlungen.

"Ich habe im Vorfeld der Tour de France 1995 mit EPO-Doping begonnen", erklärte Aldag, der nach seiner aktiven Karriere im Vorjahr den Posten als Sportdirektor bei T-Mobile übernommen hat und den Job auch nach seinem Geständnis behalten soll. Der 38-Jährige entschuldigte sich auch dafür, dass er jahrelang gelogen habe. "Das war sicher das Schwerste überhaupt, was ich je getan habe und sicherlich genauso falsch wie Doping", sagte Aldag, der sich mit Zabel jahrelang ein Zimmer geteilt hatte.

Aldag und Zabel sind nach Bert Dietz, Christian Henn und Udo Bölts die Profis Nummer vier und fünf des früheren Telekom-Rennstalls, die Doping zugegeben haben. Dietz hatte die Welle der Doping-Geständnisse am Montagabend in der ARD-Sendung "Beckmann" ausgelöst, indem er sich selbst als Doping-Sünder geoutet und die Teamärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid schwer belastet hatte.

Doping-Ärzte entlassen

Am Mittwochabend gestanden Schmid und Heinrich, im Bonner Rennstall Telekom Doping-Praktiken unterstützt zu haben. Die Universität Freiburg hat sich am Donnerstag mit sofortiger Wirkung von den beiden Medizinern getrennt. T-Mobile hatte das bereist Anfang Mai getan. In Deutschland hat mittlerweile auch eine politische Debatte darüber eingesetzt, ob eine Amnestie für Dopingsünder der richtige Weg sei, diese zu Geständnissen zu animieren und den Sport so wieder transparenter zu machen.

Auch Bölts gesteht

Mit Udo Bölts hat bereits am Mittwochabend ein weiterer ehemaliger Profi des deutschen Radsport-Teams Telekom Doping-Praktiken gestanden. "Ich habe EPO probiert und meine Erfahrung damit gemacht", sagte der 40-Jährige am Mittwochabend in der ARD. "Nach dem schlechten 95er Jahr habe ich 1996 damit angefangen, um in der Tour-Mannschaft dabei zu sein."

Totschnig ahnungslos?

Georg Totschnig, der zwischen 1997 und 2000 beim Team Telekom unter Vertrag war, will von den Doping-Eskapaden nichts mitbekommen haben.

Mit dem ehemaligen Team-Telekom-Masseur Jef d'Hont, der in einem Buch jüngst über systematisches Doping in dem Rennstall während seiner bis 1996 dauernden Tätigkeit berichtet, hat Totschnig als Profi keinen Kontakt gehabt.

Die jüngsten Äußerungen von Dietz hinsichtlich der Verwicklung der Team-Ärzte bestätigte Totschnig nicht. "Mit Bert Dietz bin ich selbst im Team gefahren, aber ich kann das von meiner Seite nicht bestätigen. Ich habe das nicht so (in dieser Form, Anm.) miterlebt, was die Freiburger Ärzte angeht", erklärte Totschnig gegenüber der APA - Austria Presse Agentur. Weiter ausholen wolle er selbst zu diesem Thema nicht, sagte der frühere Kletter-Spezialist. "Das ist seine (Dietz', Anm.) Meinung und sein Erlebnis. Jeder muss für sich selbst entscheiden, was er macht. Ich kann das nicht bestätigen", betonte Totschnig.

Totschnig meint, es müsse den Beteiligten am Radsport gelingen, Regeln aufzustellen, damit die Fälle für die Fahrer nicht vor Gericht endeten. Die Doping-Problematik sei nicht zu verleugnen, man müsse einen Weg finden, "dass Rennfahrer gar nicht auf die Idee kommen, etwas zu machen". Dem Tiroler, der sich später ein Engagement in einem Nachwuchsteam vorstellen könnte, liegt die Zukunft seines Sports am Herzen. "Was kann man tun, dass in drei bis fünf Jahren wieder mehr über den Sport und nicht über die schwarzen Schafe berichtet wird?" (APA/Red)

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