Tennis: High Noon in New York

US-Open zieht die Massen in den Bann, der Big Apple liegt im Tennis-Fieber.

NEW YORK. Was echte Tennisfans sind, die kann selbst drückend schwüle Hitze jenseits der 30 Grad mit höchster Luftfeuchtigkeit nicht abhalten, zum Ashe-Day nach Flushing Meadows zu pilgern. 30.000 waren da, um einen Blick auf die Topstars zu erhaschen. Auch für Stefan Koubek gab es ein High-noon, weil er sich um zwölf Uhr mittags mit Roger Federer im Armstrong-Stadium für die US-Open einschlagen durfte. Koubek spielte mit nacktem Oberkörper, er wirkte gut getrimmt. Auch Jürgen Melzer ist in Form, seine Schlaghand macht keine Probleme mehr. Inzwischen ist er auch vom Selbstheilungsprozess überzeugt und guter Dinge, gegen Diego Hartfield (Arg) am Dienstag oder Mittwoch die erste Hürde zu nehmen. Die letzte in der Qualifikation war für Alex Peya zu hoch, immerhin blieben ihm 8000 $.

Das sind nur Nebengeräusche, wenn Federer und Maria Scharapova nicht nur als Titelverteidiger, sondern auch Sieger der US-Open-Series zu ihren Pressekonferenzen bitten. Natürlich drehte sich viel um das Tennis und Scharapovas neue Aufschlagbewegung, um die chronisch angeschlagene Schulter zu entlasten. „Es funktioniert, so gut habe ich schon lange nicht mehr serviert“, meinte die Russin, die sich geehrt fühlte, am Ashe-Day „ein Teil Geschichte sein zu dürfen. Ein tolles Gefühl, wenn man seinen Namen eingraviert sieht im Ashe-Stadium!“

Höflich, souverän, süffisant

Ansonsten belustigte sie sich über skurrile Fragen wie jene, was sie sich denke, wenn Fotografen immer nur sie, nicht aber die Gegnerin ins Visier nehmen würden. „Glauben Sie wirklich, ich schaue auf Fotografen, wenn ich spiele?“ In der Tonart ging es weiter. Wie sehr hätten sie die PR-Termine um Partys vor den US-Open und um Konzentration gebracht? Das kostete Scharapova einen Lacher...

Anders agiert da Roger Federer. Er wirkt souverän, absolviert Termine immer höflich. Er weiß, was er kann und was er will. „Ich bin hier, um den Titel zu verteidigen!“ Und wird dabei 2,4 Millionen Dollar einstreifen, wenn es gelingt, den Preis für US-Open und Open-Serie, zu gewinnen. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Gegen Novak Djokovic verlor er das Montreal-Endspiel und den Serben zählt er mit dem Briten Murray, dem Franzosen Gasquet oder Baghdatis (Zyp) zur jungen Generation, „die immer besser wird, sie steht vor dem Durchbruch!“ Und Rafael Nadal, der ist doch auch jung? „Der ist so lange dabei, der zählt für mich schon zu den Veteranen!“ Seit vier Jahren hat Federer in New York nicht verloren – seit der Niederlage gegen David Nalbandian (2003), der ihn auch im Masters 2005 in Shanghai entzaubert hat. Das hat Federer nicht vergessen: „Niederlagen sind nicht schlecht. Sie erinnern dich daran, noch härter an dir zu arbeiten!“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2007)

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