Stammzellen: Klon-Skandal: Journale bedrängt

Wie konnten mutmaßliche Fälschungen unbemerkt bleiben?

"16. Dezember, 10.00 früh - Einige Stunden vor Dr. Woo Suk Hwangs Pressekonferenz in Seoul hat die Herausgeberschaft von Science Anrufe von ihm und Dr. Gerald Schatten bekommen. Sie sagten, dass sie ihre Arbeit vom 19. Mai 2005 zurückziehen wollen." Das ist der bisher letzte Eintrag in der Chronologie, mit der die Wissenschaftszeitschrift Science Klarheit in den Klon-Skandal um den Südkoreaner Hwang bringen - und das stark angeschlagene eigene Renommee retten will. In Science hatte Hwang vorgebliche Sensationen der Stammzell-Forschung publiziert. Sie enthalten so viele Ungereimtheiten, dass sie steigenden Fälschungsverdacht auf sich zogen. Er wurde letzte Woche von Mitarbeitern Hwangs bestätigt, er hat die führenden Stammzell-Forscher nach einer Prüfung aller Daten rufen lassen.

Der Anfang ist gemacht, die University of Seoul, an der Hwang arbeitet, hat eine Kommission eingerichtet, die hat Hwangs Computer beschlagnahmt, als Nächstes wird wohl der Kühlschrank an die Reihe kommen, in dem die angeblichen Stammzell-Vorräte ruhen. Auch andere haben rasch reagiert: Scientific American hatte Hwang zum Wissenschaftler des Jahres ausgerufen und das nun, "with considerable disappointment", widerrufen. So leicht kommt Science nicht heraus. "Verzweiflung und Erschöpfung" herrsche unter den Herausgebern, berichtet die New York Times: Drei "menschliche Irrtümer" in dem Manuskript hat Hwang eingestanden, bei Zell-Markern, DNA-Fingerprinting und Teratombildung seiner Zellen.

Für Laien mag das nach böhmischen Dörfern klingen, Experten müssten es auf einen Blick sehen. Natürlich haben Experten das Manuskript vor der Publikation geprüft, das "peer review" ist die Qualitätskontrolle der Forschung. "Hätten Reviewer es sehen müssen?", fragt John Gearhart, Entdecker der Stammzellen: "Vermutlich hätten sie das." Wie konnte es durchgehen? Hwang hat einen großen Namen, und die Konkurrenz der Journale ist hart, Science war 2005 mit einem Impaktfaktor - er misst den Einfluss eines Journals - von 31.853 ganz knapp an den ewigen Konkurrenten Nature herangekommen (32.182), da wird um wichtige Publikationen gekämpft. Aber bei Nature kommt keine Schadenfreude auf: Man hatte dieses Jahr auch Hwang im Blatt, mit einem angeblichen Klon-Hund. Auch der steht in Zweifel. jl

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