Philosoph, Physiker, Soziologe: Rudolf Burger emeritiert

Der Ex-Rektor der Angewandten hatte mit seinen Stellungnahmen oft für Kontroversen gesorgt. Heute wurde er mit einem Symposium verabschiedet.

Mit Rudolf Burger (68) emeritiert an der Universität für angewandte Kunst einer der streitbarsten Geister der österreichischen Hochschullandschaft. Burger hielt der österreichischen Außenpolitik im Balkan-Konflikt Anfang der 90er Jahre "Kriegsgeilheit" vor, plädierte für einen NATO-Beitritt Österreichs und trat gegen den inflationären Gebrauch des Begriffs Kultur auf - seine Antrittsrede als Rektor der "Angewandten" stellte er etwa unter den Titel "Kultur ist keine Kunst". Heute, Donnerstag, fand im Museum für angewandte Kunst (MAK) die akademische Abschiedsfeier mit einem Symposium zum Thema "Von der Unabhängigkeit des Denkens" statt.

Burger wurde am 8. Dezember 1938 in Wien geboren. Er absolvierte ein Physik-Studium an der Technischen Universität Wien und arbeitete anschließend als Assistent am Institut für angewandte Physik sowie am Ludwig-Boltzmann-Institut für Festkörperphysik und im Bereich der Forschungsplanung am Battelle-Institut in Frankfurt/Main. Ende der sechziger Jahre war Burger außerdem im Planungsstab des deutschen Wissenschaftsministeriums in Bonn tätig. 

Von 1973 bis 1990 leitete er die Abteilung für sozial- und geisteswissenschaftliche Forschung im Wissenschaftsministerium in Wien. 1979 habilitierte sich Burger für Wissenschaftssoziologie. 1987 kam er als Professor an die Hochschule für angewandte Kunst in Wien, wo er 1991 Vorstand der Lehrkanzel für Philosophie wurde. Von 1995 bis 1999 fungierte Burger dann als Rektor der "Angewandten", abgelöst wurde er vom derzeit amtierenden Uni-Chef Gerald Bast. 2000 erhielt der Philosoph den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik.

Heftige Reaktionen löste Burger 1992 mit einem Gastkommentar im Nachrichtenmagazin "profil" aus, in dem er gegen die "kriegsgeile" Haltung der österreichischen Außenpolitik im Balkankonflikt Stellung bezog.

Wenig später hielt er es am vernünftigsten, die Konflikte innerhalb des ehemaligen Jugoslawiens "ausbluten zu lassen". "Ich bin lieber ein nützlicher Idiot als nur ein Idiot", sagte Burger einmal in einem Interview über seine Haltung zum Bosnien-Konflikt. (Ag.)

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