Zoologie: Schlaflos im Aquarium

Zur Regulation des Schlafs dient bei Fischen der gleiche Botenstoff wie bei Säugetieren.

Warum und wozu müssen wir so viel Zeit verschlafen? Diese Frage ist offen. Emmanuel Mignot, Verhaltensbiologe in Stanford, schlägt einen pragmatischen Ansatz vor: Man möge erst einmal klären, „wie das Gehirn den Schlaf produziert und reguliert. Das wird uns wahrscheinlich Hinweise darauf verschaffen, warum der Schlaf von der Evolution selektiert worden ist und warum er so universal ist.“

Wesentlich für die Auslösung von Schlaf sind Neuropeptide, die Hypokretine. Sie spielen auch bei der Narkolepsie („Schlummersucht“) eine Rolle. Diese Krankheit wirkt sich bei Menschen in exzessiver Schläfrigkeit am Tag und gestörtem Schlaf in der Nacht aus, aber auch in Lähmungserscheinungen in der Übergangsphase zwischen Schlaf und Wachsein. Ganz ähnliche Symptome zeigen narkoleptische Hunde. Sie haben, wie Mignot zeigte, entweder zu wenig Hypokretin in ihren Neuronen, oder ein Hypokretin-Rezeptor funktioniert nicht.

Offene Augen, hängende Flosse

Um das aufzuklären, forscht Mignot nun an Zebrafischen, die den Vorteil haben, dass ihre Larven durchsichtig sind, sodass man live verfolgen kann, wie sich z.B. ihr Nervensystem entwickelt. Dabei war die erste Frage: Wie schlafen Fische? Antwort: mit offenen Augen. Woran erkennt man dann, dass sie schlafen? Sie lassen ihre Schwanzflosse hängen (PLoS Biology, 5, e277).Ausgerüstet mit diesem Wissen, konnten die Forscher zeigen: Zebrafisch-Mutanten ohne Hypokretin-Rezeptoren schlafen weniger (um 30Prozent). Allerdings scheint bei ihnen nur der Schlaf beeinträchtigt, nicht der Wachzustand.

Auch Fische holen verlorenen Schlaf nach. Aber nur, wenn das Aquarium ruhig und dunkel ist. Der Schlaf der Fische ist überhaupt viel leichter und nachhaltiger durch Licht zu stören als der Schlaf der meisten Säuger. tk

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2007)

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