Archäologie: Kakao, das Getränk der Macht

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Bitter war, was 1100 v. Chr. in Mittelamerika gebraut wurde.

„Von Zeit zu Zeit brachten ihm Diener in Tassen aus purem Gold ein Getränk, das aus der Kakaopflanze gemacht war und von dem sie sagten, er nähme es zu sich, bevor er seine Frauen besuchte." So berichtet es Bernard Diaz des Costillo 1560 von Montezuma, er zählte mit, 50 Tassen nahm der Herrscher bei einem Mahl, und als er sich zurückgezogen hatte, durften die Adligen zugreifen, das Getränk markierte auch soziale Grenzen, und sein Rohstoff galt auch als Geld, 100 Kakaobohnen kostete ein Sklave, zehn eine Hure, vier ein gebratenes Kaninchen, berichtete ein anderer Spanier.

Denen mundete das Zeug nur des Prestiges wegen - man trank Geld -, sie bekamen auch den Namen kaum über die Zunge, xocolatl, er soll von xocolli gleich bitter und atl gleich Wasser stammen, ganz sicher ist das nicht, aber bitter war es, man rührte noch Chili hinein. Aber was war es? Alkohol? Der wurde früh in Südamerika aus dem Fruchtfleisch („Pulpe") wilder Kakaobäume ergoren, auf unbekannten Wegen kamen sie nach Mittelamerika und wurden domestiziert. Wann? 500 Jahre früher als bisher gedacht, um 1100 vor Christus. Da wurde auch gebraut, ein Team um John Handerson (Cornell) hat im Tal des Ulúa in Honduras 13 Scherben von schlanken, langhalsigen Gefäßen gefunden (Pnas, 12. 11.).

Im Inneren sind Spuren von Theobromin und Koffein, Ersteres kann nur von der Kakaopflanze stammen (Theobroma). Aber war es Alkohol? Und war es das gleiche Getränk wie das, das Montezuma schlürfte? Alkohol lässt sich nach so langer Zeit nicht nachweisen, und die Gefäße zu Zeiten Montezumas sahen anders aus, dickbauchig, sie mussten es sein, damals wurde das Getränk mit Quirlen geschäumt.

Erste bei Hofe alkoholfrei

In den jetzt gefundenen, dünnen Gefäßen ging das nicht, aber etwas ausschenken konnte man, die Forscher sehen deshalb die Geschichte des Kakaos in zwei Stufen ablaufen: Erst wurde nur die Pulpe verwertet, man ließ Alkohol aus ihr gären. Später nutzte man die Kerne, sie wurden geröstet, gemahlen - aber nicht zu Alkohol fermentiert - und dann mit Zusätzen wie Honig oder eben Chili gequirlt: „Wir glauben, dass das eine sekundäre Nutzung eines Nebenprodukts - der Kerne - eines ursprünglich alkoholischen Getränks war."

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2007)

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