EZB verzichtet vorerst auf Zinserhöhung

AP
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Finanzmarkt. Die Euro-Währungshüter warten ab.

wien (red/ag). Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den nervösen Finanzmärkten die erwartete Zinspause gegönnt. Wegen der unklaren Auswirkungen der Börsenturbulenzen auf die Konjunktur sei der Leitzins bei vier Prozent belassen worden, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet am Donnerstag in Frankfurt. Die Entscheidung im EZB-Rat sei einstimmig gefallen.

Trichet gab keinen klaren Hinweis, ob die EZB den Zinsschritt nachholen wird. Er vermied aber ausdrücklich das Codewort „starke Wachsamkeit“ in Bezug auf die Inflation, mit dem er zuletzt immer eine Zinserhöhung im nächsten Monat angekündigt hatte. Viele Analysten rechnen inzwischen erst zum Jahresende mit einer Zinsanhebung oder erwarten 2007 gar keinen Schritt mehr.

Ebenfalls unverändert und zwar bei 5,75 Prozent bleiben die Leitzinsen die Großbritannien. Das beschloss die Bank von England am Donnerstag. Es sei noch zu früh, um den Einfluss der Finanzmarkt-Turbulenzen auf Firmen und Verbraucher zu beurteilen. Noch vor Beginn der Krise war die Mehrheit der Analysten davon ausgegangen, dass die britischen Leitzinsen bis Jahresende auf sechs Prozent steigen werden.

Milliardenschwere Geldspritze

In den USA entscheidet die Notenbank Fed am 18. September über den nächsten Zinsschritt. Wegen der gestiegenen Risiken für die Konjunktur – Experten sehen in den USA bereits eine Rezession herannahen – wird allgemein damit gerechnet, dass Fed-Chef Ben Bernanke die Zinszügel lockern wird.

Noch vor ihrer Zinsentscheidung sah sich die EZB am Donnerstag genötigt, noch einmal 42 Mrd. Euro in den Geldmarkt zu pumpen. Die US-Immobilienkrise hatte in den vergangenen Wochen zu einer weltweiten Vertrauenskrise geführt. Aus Misstrauen darüber, welche Verluste in den Bankbilanzen schlummern könnten, liehen sich die Geldinstitute untereinander kaum noch Geld. Die EZB und andere Zentralbanken mussten hunderte Milliarden zuschießen, um zu verhindern, das Liquidität knapp und damit die Konjunktur abgewürgt wird. Am Mittwoch waren die kurzfristigen Zinssätze erneut massiv angestiegen, der Taggeldsatz erreichte den höchsten Stand seit fast sechs Jahren.

LEITZINSEN UNVERÄNDERT

Die Europäische Zentralbank schiebt weitere Zinserhöhungen zunächst auf. Der Leitzins für die Eurozone bleibt vorerst bei vier Prozent.

Begründet hat EZB-Chef Trichet die Zinspause mit der derzeit hohen Unsicherheit an den Kapitalmärkten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2007)

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