Indien: Regierungspläne verursachen Kurssturz

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Derivate. Beschränkung ausländischer Fonds geplant.

Wien (Bloomberg/cjd). Die indische Börse reagierte gereizt: Der Leitindex der Aktienbörse Mumbai, Sensex, brach um 9,2 Prozent ein. Danach musste der Handel für eine Stunde ausgesetzt werden. Auch die indische Landeswährung gab mit 1,6 Prozent gegenüber dem Dollar so stark nach wie seit zwei Monaten nicht mehr.

Grund für die jähe Reaktion der Investoren: Die indische Regierung stellte die Beschränkung ausländischer Investments in Aussicht. Konkret geht es um den Handel mit Derivaten: Am Dienstagabend hatte das Securities und Exchange Board of India angekündigt, den Handel mit Derivaten einschränken zu wollen. Ein bedeutender Schritt. Denn durch Derivate, deren Preisbildung von einem Basiswert – beispielsweise einer Aktie – abhängt, werden über die Hälfte aller Aktienkäufe in Indien abgewickelt, schätzt JP Morgan Chase. Die Wertschwankungen dieser Aktien-Ersatz-Papiere richten sich nach der Kursentwicklung der zu Grunde liegenden Aktien.

Proteste gegen das Gesetz

Proteste aus den Reihen der Fondsmanager über das geplante Regulativ ließen nicht lange auf sich warten: „Es geht um direkte Beschränkungen des Marktes, das ist alarmierend“, sagte Fondsmanager Jo Dong Hyuk von Korea Investment Trust Management Co. in Seoul. „Ausländisches Geld hat den Aktienmarkt angekurbelt, und nun das“, formuliert er seine Sicht der Dinge. Der indische Finanzminister Palaniappan Chidambaram versuchte in Folge zu kalmieren: Die geplanten Richtlinien sollen den spekulativen Zustrom von Kapital nach Indien lediglich bremsen. Das sei auch im Sinn der ausländischen Investoren. Die Notenbanken stehen vor der Aufgabe, Investment-Blasen zu verhindern.

Eine Entschärfung der Lage brachte die Nachricht, dass die Börsenaufsicht eine Übergangsfrist von 18 Monaten für die avisierten Derivat einplant. Investoren seien weiter willkommen, versicherte der Finanzminister. Genug Beruhigung, um den Sensex vorerst zu stabilisieren. Trotzdem: Die Nervosität der Anleger ist hoch. Die Angst vor einer Blase geht um. Seit Beginn des Jahres hat der indische Index beinahe 40 Prozent an Wert gewonnen. Einem Platzen der Blase wollen Investoren zuvorkommen.

AUF EINEN BLICK

In Indien sollen ausländische Investitionen in Form von Derivaten in Zukunft Beschränkungen unterliegen. Sie machen bis zu 50 Prozent des Investitionsvolumens in Indien aus, schätzt JP Morgan.

Derindische Finanzminister beruhigt. Eine Übergangsfrist von 18 Monaten sei geplant.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2007)

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