Banken: Gefährlicher Kreditboom

Euro-Verschuldung im Osten wächst rasant.

wien (dom). In den osteuropäischen Ländern wachsen die von Privatpersonen und Firmen aufgenommenen Kredite pro Jahr um 30 bis 50 Prozent. „Zu einer echten Blase ist es noch nicht gekommen, bei einigen Ländern ist aber Vorsicht geboten,“ sagte Josef Christl, Direktoriumsmitglied der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), am Donnerstag vor Journalisten.

Laut einer OeNB-Studie ist das Kreditvolumen in Polen, Rumänien und Tschechien im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt noch relativ gering. In der Slowakei, Slowenien und Ungarn ist es deutlich höher, in Bulgarien und Kroatien ist bereits ein problematisches Niveau erreicht. Wenn dort das Wirtschaftswachstum nachlässt, könnte es zu einer gefährlichen „Blase“ kommen, so Christl.

Die Bürger der neuen EU-Länder verschulden sich zunehmend nicht in ihren Landeswährungen, sondern in Fremdwährung, da dafür die Zinsen niedriger sind. In den meisten Länder ist der Euro die dominierende Fremdwährung, in Ungarn und Polen werden auch Schweizer-Franken-Kredite angeboten. Während in Österreich rund 20 Prozent der Kredite in fremder Währung aufgenommen werden, liegt dieser Anteil im Osten weit höher. In Ungarn sind es 50 Prozent, in Bulgarien und Rumänien jeweils rund 45 Prozent. Wenn die Ostwährungen, die meist flexible Wechselkurse haben, unter Druck kommen, kann das zu gravierenden Problemen führen, argumentiert Christl.

Betroffen davon sind nicht die Schuldner, die möglicherweise ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen können, sondern auch die Banken, die dann kräftige Abschreibungen vornehmen müssten.

Austrobanken besonders aktiv

Das Problem betrifft im besonderen österreichische Banken und wurde zuletzt auch vom Internationalen Währungsfonds kritisch vermerkt. Insgesamt haben heimische Banken in Zentral- und Osteuropa einen Marktanteil von 25 Prozent. In einzelnen Ländern liegt er weit höher, in Kroatien sind es mehr als 60 Prozent. Und das Ostgeschäft ist bisher überproportional lukrativ: Obwohl nur 16 Prozent der Bilanzsumme aller österreichischen Banken auf die Osttöchter entfällt, wird dort mehr als ein Drittel der Gewinne erwirtschaftet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.