Energie: Enel droht Schlappe in Rumänien

(c) EPA (Daniel Hambury)
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Der Einstieg der Enel beim Stromvertreiber EMS könnte gekippt werden.

Budapest/Bukarest. Der Chef des italienischen Energieriesen Enel, Fulvio Conti, hat derzeit wohl schlaflose Nächte. Der Grund: Die Privatisierung des rumänischen Stromvertreibers Electrica Muntenia Sud (EMS) könnte nach erfolgreichem Abschluss im vergangenen Juni vielleicht doch noch gekippt werden. Enel war bei der Privatisierung von EMS, das die Region rings um Bukarest mit Strom versorgt und 13,4 Prozent des rumänischen Strommarktes abdeckt, als Sieger hervorgegangen.

Das italienische Unternehmen erwarb um 395 Mio. Euro 50 Prozent plus eine Stimme an EMS und verpflichtete sich, eine Kapitalerhöhung in Höhe von 425 Mio. Euro vorzunehmen, wodurch das Unternehmen letztlich 67,5 Prozent der Anteile an EMS besitzen wird. Doch kürzlich funkte die rumänische Staatsanwaltschaft dazwischen. Sie wirft Enel vor, über zwei Mitarbeiter des Privatisierungsberaters Credit Suisse First Boston die Kaufangebote der Mitbewerber in Erfahrung gebracht zu haben. Die Staatsanwaltschaft beruft sich dabei auf Abhörungen von Telefongesprächen. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, kann jeder der Marktkonkurrenten von Enel die sofortige Annullierung des abgeschlossenen Privatisierungsvertrages beantragen.

Großinvestor aus Italien

Von acht regionalen Stromvertreibern in Rumänien wurden bislang fünf privatisiert. Enel erwarb die Electrica Dobrugea (sieben Prozent Marktanteil) und die Electrica Banat (9,3 Prozent). Mit dem Kauf von EMS befinden sich 29,7 Prozent des rumänischen Strommarktes unter den Fittichen des italienischen Energiegiganten. Neben Enel kauften sich auch die deutsche E.On und die tschechische CEZ auf dem Strommarkt ein.

Während E.On die Electrica Moldova (Marktanteil 15 Prozent) erwarb, kaufte CEZ die Electrica Oltenia (16 Prozent). Größter Eigentümer auf dem Strommarkt in Rumänien ist allerdings der Staat. Ihm gehören die zwei siebenbürgischen Stromvertreiber Electrica Transilvania Nord und Electrica Transilvania Sud sowie die Electrica Muntenia Nord, die aus Ploiesti (Südostrumänien) gelenkt wird.

Laut Wirtschaftszeitung „Ziarul Financiar“ haben die drei Stromvertreiber, deren Marktanteil bei 39,3 Prozent liegt, einen Wert von 2,75 Mrd. Euro. Ursprünglich war die Privatisierung 2006 geplant gewesen, nun dürfte sie noch einige Zeit auf sich warten lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2007)

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