British Airways an Iberia interessiert

Luftfahrt. Das lukrative Geschäft in Lateinamerika macht die spanische Fluglinie zum begehrten Kaufobjekt.

Wien/London/Madrid (ag./eid/cjd).Zuerst war es der Finanzinvestor Texas Pacific Group (TPG), der ein unverbindliches Angebot für die Iberia legte. Dann zeigte die Lufthansa unverhohlen Interesse an der spanischen Fluglinie. Als dann auch vor wenigen Tagen der Finanzinvestor Apax ankündigte, mit dem spanischen Luftfahrt-Dienstleister Gestair ein Offert zu prüfen, ging auch die British Airways aus der Deckung: Die britische Fluglinie erwäge selbst die Übernahme der Iberia und habe Kontakt zu mehreren Finanzinvestoren aufgenommen, teilte sie am Montag mit.

Die Briten, die bereits zehn Prozent an der Iberia und ein Vorkaufsrecht auf weitere 32 Prozent besitzen, wollen offensichtlich verhindern, dass sie die profitable Fluglinie mit einem Konkurrenten teilen müssen oder dieser sie sogar aus der Iberia hinaus drängt. Sollte die Lufthansa zum Zug kommen, würde das zudem bedeuten, dass die von British Airways dominierte Flugallianz OneWorld ihren wichtigen Partner Iberia verlieren würde.

Die Iberia, die selbst angekündigt hat, auf Partnersuche zu gehen, ist vor allem wegen ihres ausgedehnten Lateinamerika-Netzes ein heftig umworbenes Übernahmeziel. Nach der Pleite der brasilianischen Varig Ende letzten Jahres ist auf der wichtigen Achse Europa-Lateinamerika ein Vakuum entstanden. Das Netz sei nur wenig bedient, meinen Fachleute. Das bedeute viel Potenzial für Iberia und ihre möglichen neuen Eigentümer, zumal nicht nur die Geschäftsbeziehungen zwischen den Kontinenten wachsen, sondern auch der Tourismus.

Partner für alle großen Airlines

Momentan liegt der Marktanteil von Iberia bei den interkontinentalen Verbindungen Europa-Lateinamerika bei rund 17 Prozent. Die Marktführerschaft teilt man sich mit Air France-KLM. Lufthansa und British Airways sind in der Region nur mit je fünf Prozent vertreten, wobei die Briten viele Strecken über den südlichen Atlantik in Kooperation mit Iberia anbieten. „Ich denke, wir passen gut zu allen großen Airlines in Europa“, sagt Iberia- Chef Fernando Conte. Er ist sich der Stärke seiner Fluglinie in dieser Region bewusst.

43 Prozent Kurssteigerung

An den Börsen sind die Folgen der Übernahmegespräche deutlich sichtbar: Die Spekulationen haben den Aktienkurs der Iberia seit Jahresbeginn um 43 Prozent in die Höhe getrieben. Die Fluglinie ist an der Börse jetzt 3,7 Mrd. Euro wert. TPG hat bisher unverbindlich 3,4 Mrd. Euro geboten. Das sei zu viel, hatte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber zuletzt gemeint. Und: „Sie wissen, dass spekulative Preise für uns nicht finanzierbar sind.“

Die Iberia machte 2006 rund 5,5 Mrd. Euro Umsatz, eine Steigerung von zehn Prozent gegenüber dem Jahr davor. Die Airline erzielte zudem die letzten drei Jahre in Folge ein positives Nettoergebnis. 2006 brach der Gewinn wegen der hohen Treibstoffpreise allerdings von 396 auf 116,1 Mio. Euro ein. Iberia hat zur Gegensteuerung ein Kostensenkungsprogramm aufgesetzt, das auch die Reduktion des Personalstandes (25.000 Beschäftigte) um neun Prozent vorsieht. Die Flotte umfasst 225 Flugzeuge – rund doppelt so viele wie die AUA hat.

Mit TPG würde die Iberia einen Finanzinvestor erhalten, der in Luftfahrt kein Unbekannter ist. TPG-Gründer David Bonderman hat 1993 die US-Fluglinie Continental gekauft. Außerdem ist Texas Pacific in America West Airlines, bei Ryanair und Tiger Airways investiert. Zuletzt war TPG an dem Übernahmeangebot der australischen Macquarie Bank für Qantas beteiligt.

Inline Flex[Faktbox] LUFTSCHLACHT UM IBERIA("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2007)

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